Schattensaiten - Folge 3
"Die lebende Statue"

© 2002 Pandoras Play
Rückentext:
Anne zittert, als sich der kühle Stahl der Messerklinge an ihre Kehle drückt. Sie ist völlig hilflos. Hoffentlich können ihre Freunde ihr beistehen. Ein Zeitungsartikel über eine verschwundene Statue auf dem Friedhof ruft Daniel, Anne, Christian und Claudia erneut auf den Plan. Die Täter haben keine Spuren hinterlassen, der einzige Zeuge hat nur eine geheimnisvolle Geigenmeldodie gehört. Steckt Schedoni alias der Schneemann hinter dem vermeintlichen Diebstahl? Die Ereignisse überschlagen sich, als auch in der Universitätsbibliothek und im Naturkundemuseum eingebrochen werden. Die Freunde sind gezwungen zu handeln. Sie müssen Schedonis Vorhaben vereiteln, wenn sie nicht zulassen wollen, dass Anne in Gefahr gerät.

Bestellinfo:
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Hörspiegel-Meinung (ck):
"Es klopft? Herein! Wer will mich wieder plagen?" Diese kleine Zitat von Goethes Faust beschreibt recht anschaulich, die Position des Hörers zu Beginn der Erzählung. Denn in der Tat steht einmal mehr das verkörperte Böse, in Form von Schedoni, vor der Tür der Wohngemeinschaft. Doch wer Daniel, Anne, Christian und Claudia bereits aus den ersten beiden Teilen der "Schattensaiten" kennt, weiß, dass sie sich so einfach nicht geschlagen geben. Und weil nicht nur Walter Blohm, als Erzähler, mit seiner anschauliche Schilderung der Szenen für ein realistisches Gesamtbild sorgt, sondern auch die Dialoge überwiegend natürlich klingen, wird der Hörer schnell zu einem Teil der Wohngemeinschaft. Das Lob hierfür gebührt sicher hauptsächlich Katja Behnke und Klaus Brandhorst für das ideenreiches Konzept ihres Skripts. Nicht zu vergessen ist allerdings auch, dass sie, zusammen mit Maria Tzankow als Claudia und Matthias Felling als Christian, ganz nebenbei auch Sprecher der Hauptdarsteller sind. Und hier ist, trotz des bereits recht hohen Niveaus des ersten Teils, eine deutliche Steigerung zu erkennen.

Wer mit dem Team von Pandoras Play bereits den "Scheemann" und die "Klänge in der Dunkelheit" kennengelernt hat, findet schon bald wohl bekannte Motive wieder. Nicht nur Schedoni, als Meister des Bösen, erhält nach kurzer Zeit seinen nächsten Auftritt. Auch das Geigenspiel als Schlüssel zur Pforte nach Rhangnarva, dem Reich der Schatten, gewinnt in diesem dritten Teil neue Bedeutung. - Mehr und mehr bestätigt sich der Eindruck, dass die Trilogie tatsächlich inhaltlich "aus einem Guß" ist. Der Hörer befindet sich schnell mitten in der Handlung, sammelt Indizien, stellt Vermutungen an und entwickelt detektivische Fähigkeiten, wie Mr. Holmes; oder wenigstens wie Mr. Watson.
Alles beginnt mit dem mysteriösen Verschwinden einer Friedhofsstatue. Es dauert natürlich nicht lange bis feststeht, dass das Böse zurück ist. Die Erzählung ist jedoch gespickt mit einigen neuen, kreativen Ideen, ohne dabei den Bezug zum Bekannten zu verlieren. Hierbei fällt es, wegen der lebensnahen Gestaltung der Rahmenhandlung, leicht, dem Geschehen zu folgen. Insbesondere die Beimischung wissenschaftlicher Elemente kommt dem Hörer bekannt vor. Davon unbeeinflußt bleibt das warten auf das Mystische. Dieses ist konsequent aber geschickt in die Handlung eingeflochten, bis es beim Zulaufen auf den Höhepunkt der Erzählung immer mehr an die Oberfläche tritt.

Spätestens als Daniel und Christian das Tor nach Rhangnarva durchschreiten, Anne und Claudia aber in der "realen Welt" von Jägern zu Gejagten werden, läßt sich nicht mehr bestreiten, dass jedem Hörer empfohlen werden sollte, zunächst die Teile 1 und 2 der "Schattensaiten" zu hören. Nur so ist der geschickt konstruierten Handlung wirklich zu folgen; auch wenn die drei Episoden generell einzeln hörbar sind.
Als Finale dient erneut die direkte Konfrontation von Gut und Böse. Diese fällt sogar recht handfest aus und erzeugt durch die Schnelligkeit der Handlung echte Spannung beim Hörer. Dass unsere "4 Freunde" am Ende das Rennen machen und Schedoni buchstäblich mit seinen eigenen Waffen schlagen, muß wohl nicht weiter erwähnt werden. Dass sich aber die Erzählungen der ersten drei Teile der "Schattensaiten" sowohl inhaltlich, als auch mystisch und formal technisch zu einem "großen Ganzen" runden, ist nicht ganz so selbstverständlich und ist deshalb um so erfreulicher. - Ob das Böse nun endgültig besiegt ist, ob es zurückkehrt, oder ob es sich im nächsten Teil in neuer Form zeigt, bleibt natürlich offen. Der letzte Track bietet jedoch auch bei dieser Episode eine kurze Vorschau, so dass Pandoras Play uns gespannt auf  den "Tödlichen Atem" warten läßt.

Formell geht ein besonderes Lob nicht nur an Sandra Stücker für die ansprechende äußere Gestaltung, sondern auch an Marco Göllner für die überzeugende Vertonung des dunklen Schedoni. Auch Ralf Buntrock, der für die Musik zuständig ist, und Peter Walhorn überraschen mit gelungenen Ton- und Hintergrundeffekten. Die von Sandra Möller komponierte und von Ulrike Gut gespielte Violinenmusik unterstreicht darüber hinaus gekonnt die von Katja Behnke ausgestaltete Idee der Erzählung. So kommen ich am Ende noch einmal zurück auf Goethes Faust und dessen Gespräch mit dem dunklen Mephisto im Studierzimmer: "Wenn aus dem schrecklichen Gewühle, ein süß bekannter Ton mich zog ...".
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story 
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)

(Christian Kloer, © 2002 Der Hörspiegel )