In gewisser Weise beruhigend ist bereits zu Beginn, daß die Geschichte nicht ihren Charakter, mit Anleihen aus Fernsehserien der 1980er Jahre, verloren hat. Viele von uns haben alle „Fünf Freunde“-Folgen verschlungen. Und so fühlt sich der Hörer bereits nach wenigen Momenten angenehm an Bekanntes erinnert: die Ferien haben begonnen und werden natürlich in einem Haus mit dunkler Geschichte verbracht. Selbstverständlich dauert es so auch nicht lange, bis mysteriöse Lichter und Melodien auftauchen. Daß Christian und Claudia schon sehr bald erfahren, wie die Vorbesitzerin Ihres Urlaubsdomizils den Verstand verloren hat, kann deshalb auch nicht weiter überraschen. Im Gegensatz hierzu führt das plötzliche Anwachsen des Mysteriösen zu echter Spannung beim Zuhörer. Und diese zieht sich, wie der beschriebene zähe Nebel, durch die Handlung und taucht sie in ein unscharfes Grau.
So stehen wir zunächst vor einem Rätsel, als aus dem Nichts ein Möbelstück auftaucht und sich, mit dem nächsten Erklingen des mysteriösen Geigenspiels, für Daniel und Anne sogar ein Portal in eine andere Dimension auftut. Wer sich hierdurch an die geheimen Gänge und verborgenen Türen der „Fünf Freunde“ erinnert fühlt, liegt sicher nicht ganz falsch, hat sich aber noch nicht durch das Portal in die Welt der Schatten „begeben“. Daniel und Anne gelangen in das kalte, fahle Reich „Rangnava“, wo sie schon bald auf schwarzäugige Hüne treffen, deren politischer und geistiger Führer „Schedoni“, offensichtlich ein alter Bekannter der Hauptdarsteller, ist.
Hier schließt sich in überraschender
Weise der Kreis zum ersten Teil der Trilogie und der Hörer läßt
sich begeistern von den unverhofften Verknüpfungen zwischen den Handlungen.
Darüber hinaus gewinnt er neue Erkenntnisse über „Den Schneemann“,
die die Hoffnung bestätigen, daß alle drei Teile „aus einem
Guß“ sind. Die Aussicht auf „Die lebende Statue“, den dritten Teil
der „Schattensaiten“, wird hierdurch um so verlockender.
Unverändert bleibt das konsequente
Zulaufen der Ereignisse auf das große Finale. Das unvermeidliche
Aufeinandertreffen von Gut und Böse entscheidet sich, soviel sei verraten,
einmal mehr zugunsten der Helden. Und auch dies geschieht, wie schon beim
„Schneemann“, in der unvergleichlichen Manier eines MacGyver. Das richtige
Werkzeug, eine wissenschaftliche Lösung für ein nicht wissenschaftliches
Problem und eine unkonventionelle Idee zur richtigen Zeit sind stets griffbereit.
Der gute mystische Gesamteindruck bleibt hierdurch jedenfalls unverändert.
Formell betrachtet zeichnet sich bezüglich der Toneffekte, im Vergleich zum ohnehin beachtlichen Eindruck des Debütwerks, ein weiterer positiver Trend ab. Auch die unverändert klassisch wirkende Stimme des Sprechers malt, zusammen mit den gelungen gestalteten Dialogen, ein anschauliches Bild der beschriebenen Stimmung und unterstreicht so die jeweilige Situation ausdrucksvoll. Letzteres gilt in besonderer Weise für Claudia und Christian, die Ihre Stimmen von Maria Tzankow und Klaus Brandhorst erhalten und in den „Klängen in der Dunkelheit“ handlungsbezogen aus dem Schatten der übrigen Akteure heraustreten.
Insgesamt sorgt der zweite Teil der Schattensaiten-Trilogie,
wie gesagt, für viele positive Überraschungen. Diese sind allerdings,
rückwirkend betrachtet, gar nicht wirklich erstaunlich, da die Handlung
offensichtlich von ihrem Beginn an durchdacht und in sich „rund“ ist. Dies
spricht für die Qualität der Serie. So erhält der dritte
Teil einige Vorschußlorbeeren. Doch ich bin fast sicher, daß
die so noch höher gelegte Meßlatte kein Problem für "Pandoras
Play" sein wird. Ich bin in jedem Fall gespannt auf „Die lebende
Statue“.
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |
(Christian Kloer, © 2002 Der Hörspiegel )