Ken Follett
Die Säulen der Erde
(Klassiker-Review)

©  Lübbe Audio
Rückentext:
Im mittelalterlichen England spielt dieser historische Roman. Erzählt wird die Geschichte von Tom Builder, einem Steinmetz, der davon träumt, eine Kathedrale zu bauen. Es herrschen jedoch Krieg und bittere Armut im Land. Nach dem Tod seiner Frau trifft Tom auf die geheimnisvolle Ellen, die verstoßen und rechtlos mit ihrem Sohn Jack in den Wäldern lebt und die seine Gefährtin wird in einem langen Kampf auf Leben und Tod.
Die Hörspielfassung bietet mit Ernst Jacobi, Gisela Trowe, Christian Redl, Udo Schenk und über 40 weiteren Sprecherinnen und Sprechern ein hochkarätiges Aufgebot, das Spannung bis zur letzten Minute verspricht!
Ken Follett, 1949 in Wales geboren, von Beruf Journalist, wurde mit seinem Thriller -Die Nadel- weltberühmt. Brillante Erzählkunst verbindet sich in seinen Büchern mit fundierter Sachkenntnis.

Hörspiegel-Meinung (tw):
Man kann unterschiedliche Ansprüche an ein Hörspiel stellen, und „Die Säulen der Erde“ wird zahlreiche nicht erfüllen können, z.B. eine angenehme und beruhigende Abwechslung vom hektischen Alltag zu bieten. Doch wenn Ihr es Euch zumuten wollt, so tief in die Wirren des in diesem Fall mehr als dunklen Mittelalters einzudringen, dass Ihr selbst dann erschreckt, wenn z.B. eine andere Person das Zimmer betritt und Ihr für einen Moment glaubt, das fackeltragende Horden Euch überfallen, dann solltet Ihr diesem unglaublich aufwendig in Szene gesetztem Hörspiel Beachtung schenken.
 
Zu Beginn nehmen etliche Handlungsstränge ihren Lauf und der Hörer lernt eine Vielzahl von Personen kennen, von denen einige sehr sympathisch, andere eher bestialisch anmuten, jedoch alle auf ihre Weise vom Schicksal gebeutelt sind. Im Mittelpunkt steht der Bau einer Kathedrale, welche die Bemühungen zahlreicher Menschen symbolisiert, sowohl Schicksal als auch den Hass und Neid anderer zu überwinden, und im diesseitigen Leben so zu handeln, dass im Jenseits nicht die Höllenqualen zu erleiden sind.
 
Mit der Moral ist es gerade bei den raffgierigen Wohlhabenden nicht weit her: der Tyrann, der sein Volk verhungern lässt und nach Belieben brandschatzt, vergewaltigt und mordet, erkauft sich sein Vaterunser und somit ein ruhiges Gewissen. Der blanke Horror geht dabei unter die Haut: mitunter werden Schicksalsschläge und Demütigungen so drastisch geschildert, dass einem schon beim Hören schlecht werden kann.
Für eine sagenhaft dichte Atmsophäre und viel Spannung sorgen neben dem empathischen Erzählerduo vor allem die
 
Hauptdarsteller, deren Stimmen den jeweiligen Charakteren auf den Leib geschrieben scheinen. Die Regie hat es meisterhaft verstanden, mittels Musik und Geräuschkulisse die ohnehin teils Nerven aufreibende Handlung malerisch zu unterlegen. Nachdem ich anfangs nicht wusste, ob ich mich auf das rund achteinhalbstündige Hörspiel freuen soll, habe ich mich bald in einer Welt wiedergefunden, aus der es kein Entrinnen gab. Neben „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ hat mich noch kein Hörspiel so zu fesseln verstanden.
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story 
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)

(Thor Wanzek, © 2003 Der Hörspiegel )