Sven Regener
"Herr Lehmann"
Das Hörspiel

© 2008 Der Hörverlag
Rückentext:
Herr Lehmann ist Kreuzberger. Kreuzberger sind Menschen, die einmal aus Schwaben oder dem Allgäu nach Berlin gekommen sind. Herr Lehmann ist aus Bremen und möchte eigentlich Frank genannt werden, aber das ignorieren seine Freunde. Denn bald ist sein dreißigster Geburtstag, und das ist fatal, weil man da langsam „beginnt, eine Vergangenheit zu haben, eine gute alte Zeit und den ganzen Scheiß.“

Hörspiegel-Meinung (ste):
Kennen Sie Herrn Lehmann? Den Hauptdarsteller aus dem gleichnamigen Kultroman von Sven Regener? Eine Geschichte, die zum Ende der DDR in Berlin spielt. Genauer gesagt in Kreuzberg. Und eigentlich passiert nicht viel, außer dem normalen Alltag eines Kurz-vor-30-Jährigen namens Herr Lehmann. Das besondere an ihm sind seine Ansichten. Und sein Freundeskreis. Allesamt recht freakig. Die Mischung macht’s, dass Herr Lehmann zum Kult avancierte. Nun legt der Hörverlag erstmals ein Hörspiel zum Roman vor.

Unter der Regie von Sven Stricker spielt Florian Lukas den Herrn Lehmann. Liebhaber des Films hätten sich vielleicht als Parallele gewünscht, dass Christian Ulmen diese Hautrolle spricht. Lukas schafft es nicht vollends, dem Herrn Lehmann einen eigenen stimmlichen Charakter zu verschaffen. Alles erscheint zugegebenermaßen ein wenig blass. In weiteren Rollen agieren Bjarne Ingmar Mädel (a.k.a. „Ernie“ aus der Serie „Stromberg“), dessen Stimme in diesem Hörspiel leider auch wenig Wiedererkennungswert hat. Susanne Neu spielt Katrin. Sie wirkt authentisch und kommt gut rüber. Als Erzähler fungiert Florian von Manteuffel. Auch diese Wahl erscheint mir ungewöhnlich, das Manteuffels Stimme noch recht jugendlich klingt. Ich hätte mir eher einen Erzähler gewünscht, der sich vom stimmlichen Alter her stärker von den anderen Darstellern unterscheidet. Aber das ist Geschmackssache.

Der Soundtrack wird von diversen deutschen Indie-Bands beigesteuert: Frank Spilker Gruppe, The Funny World of Suzie Wong, „diese leute“. Das passt gut zum Hörspiel und verleiht ihm akustische Authentizität. Ebenso wie der Geräuschesound. Klingt alles wie das echte Leben. Keine Übertreibungen.

„Herr Lehmann“ als Hörspiel hat – trotz der genannten Kritikpunkte – als Gesamtkunstwerk jedoch einen nicht zu leugnenden Charme. Alles zusammen – und hier stimmt die Redewendung voll und ganz – ist eben doch viel mehr als die Summe der Einzelteile. Auch wenn das Hörspiel vermutlich nie den Kultcharakter des Romans oder Films erreichen wird.
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2008 Der Hörspiegel )