Hörspiegel-Meinung (ck):
„Ich warn‘ dich!“. Soviel steht fest.
Denn dieser Satz zieht sich durch die gesamte Erzählung; wenn auch
nicht unbedingt als roter Faden. Doch wovor, oder genauer gefragt, vor
wem sollte der Hörer tatsächlich gewarnt sein? Und damit sind
wir auch schon mitten in der Geschichte. Denn bei dem hier vertonten Buch
von Felix Huby geht es tatsächlich um die Suche nach dem sprichwörtlichen
Bösewicht. Doch das ist keineswegs langweilig. Denn die erste Folge
der Paul Pepper Reihe hebt sich in der Tat gerade hierdurch von der Masse
der Kriminalhörspiele ab. Es ist fast wohltuend dem geradlinig konstruierten,
und von Klaus Wirbitzky geschickt in Szene gesetzten, Verlauf der Erzählung
zu folgen. Diese Reihe hat potentiell das Zeug zum Klassiker. Und
hierzu paßt weitgehend auch das äußere Erscheinungsbild.
Ein wenig übel nehmen könnte man den Gestaltern vielleicht, dass
das Cover weder vor, noch nach dem Hören viel über den Inhalt
der Aufnahme verrät. Ansonsten ergibt sich aber, wie gesagt, ein fast
klassischer Eindruck. Man erwartet eine Mischung aus Sherlock Holmes und
den „5 Freunden“. Besonders erfreulich ist, dass diese Erwartung voll erfüllt
wird.
Weniger einfach zu beantworten ist die
Frage nach dem angepeilten Hörerkreis der Paul Pepper Reihe. Um ehrlich
zu sein, ist eine Antwort hierauf denkbar schwierig. Geht man vom Titellied
aus, kommt man zu dem Schluß, dass es sich hier um ein Kinder- oder
vielleicht noch Jugendhörspiel handelt. Doch das trifft den Kern nicht
wirklich. Ähnlich wie bei der bekannten Europaserie um die „Drei ???“,
wird auch Paul Pepper viele erwachsene Freunde finden.
Apropos Freunde. Pepper löst seine
Fälle natürlich nicht ganz allein. Auch junge Hörer müssen
sich selbst in der Handlung wieder entdecken können, um die
Erzählung für sie zu einem Erlebnis zu machen. Denn ein wirklich
gutes Hörspiel zeichnet sich auch dadurch aus, dass es miterlebt und
nicht nur gehört werden kann. Hierzu verrät uns der Hüllentext
so viel: „Früher ist Paul Pepper zur See gefahren, dann war er bei
der Polizei. Jetzt löst er seine Fälle als Privatdetektiv. Er
hat es nicht leicht gegen seine Konkurrenten. Aber da sind ja noch
Arnica, Pit und Jonny – gemeinsam sind sie unschlagbar.“.
Diese Zusammenfassung ist sehr gelungen.
Denn Sie macht es leicht, Paul Pepper kennen zu lernen. „PP“, wie ihn seine
drei jungen Freunde nennen, ist tatsächlich ein Seebär, wie er
im Bilderbuche steht. Er ist aus groben Holz geschnitzt: einfallsreich,
etwas rauh und verschroben, aber im Grunde: herzensgut. Ein wenig wie der
nette Märchenonkel vom Dorfrand, oder wie „Kapitän Blaubär“.
Die drei Freunde Arnica, Pit und Jonny dagegen sind klassische Heranwachsende
ohne herausragende Fähigkeiten und mit Eigenschaften, wie sie jeder
von uns kennt. Und gerade weil sie Persönlichkeiten mit Ecken, Kanten
und einem eigenen Kopf sind – denn auch Streitereien kommen vor – verringern
sie den Abstand zwischen Hörer und Erzählung und führen
ihn so mitten in die Geschichte.
Worum es geht ist schnell beschrieben.
Durch einige Zufälle, die zugegebenermaßen etwas „an den Haaren
herbeigezogen“ wirken, stolpern alle unsere Helden aus unterschiedlichen
Richtungen in den Kern der Handlung. So sind schon bald einige Indizien
zusammengetragen, die eine gute Grundlage für die weiteren Ermittlungen
bieten: ein Gauner hat das Geheimnis um das Versteck seiner Beute mit ins
Grab genommen. „PP“ verfolgt, im Auftrag einer Versicherung, die Spur des
Diebesgutes bis hin zur Familie Bösewichts. Da es sich hierbei sozusagen
um eine Herde sprichwörtlich „schwarzer Scharfe“ handelt, ist der
Weg durch die geheimnisvollen Ereignisse nicht leicht zu finden. Und so
kann Pepper froh sein, dass seine „3 Freunde“ ebenfalls, auf der Suche
nach der Nadel, ein wenig im Heuhaufen herum stochern. Wen sie dabei treffen,
und ob es in der Herde auch ein weißes Scharf gibt, oder ob Äpfel
eben doch nicht weit vom Birnbaum fallen, sei an dieser Stelle natürlich
noch nicht verraten. Die Geschichte ist zwar keineswegs dünn konstruiert,
doch – wie in jedem Krimi – ist die Lösung für die einen
schneller, für die anderen weniger schnell zu finden. Klassische Handlung
hin oder her, soviel sage ich doch: es war jedenfalls nicht der Gärtner.
Ein dickes Lob geht abschließend
an das Produktionsteam um Bert Grund und Hermann Wimmer. Die Auswahl der
Sprecher ist hervorragend gelungen. Ihre Stimmen klingen natürlich
bis originell und passen fast perfekt zu den verkörperten Rollen.
Auch die Ton- und Hintergrundeffekte erregen an den richtigen stellen Aufmerksamkeit,
selbst wenn die „Trenner“ zwischen den einzelnen Kapiteln teilweise etwas
ausgefallen sind. Das aber muss schließlich nicht unbedingt schlecht
sein.
Insgesamt ist der Handlung nicht schwer
zu folgen. Dies macht „Paul Pepper ... und die verschwundene Beute“
zu einem spannenden Hörspiel zum entspannen. Es weckt Vorfreude
auf eine wirklich hörenswerte Serie.
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS(gerundet) | ![]() |
(Christian Kloer, © 2003 Der Hörspiegel )