Paul Pepper - Folge 1
"... und die verschwundene Beute"

© 2002 Maritim
Rückentext:
Arnica ist sauer. Sie soll ihre Tante in Neuenhausenbesuchen, und das wird mit Sicherheit stinklangweilig. Doch dann erhält Paul Pepper einen Auftrag von einer Versicherung: der alte Stäuber ist nach einem Einbruch festgenommen worden, aber die Beute ist verschwunden. Bei der Gerichtsverhandlung erleidet der alte Gauner einen Herzinfarkt. Nun soll Pepper die Beute suchen. Die Spur führt nach- Neuenhausen. Welche Rolle spielen die beidenfinsteren Söhne des alten Einbrechers? Wissen sie, wo die Beute versteckt ist?

Hörspiegel-Meinung (ck):
„Ich warn‘ dich!“. Soviel steht fest. Denn dieser Satz zieht sich durch die gesamte Erzählung; wenn auch nicht unbedingt als roter Faden. Doch wovor, oder genauer gefragt, vor wem sollte der Hörer tatsächlich gewarnt sein? Und damit sind wir auch schon mitten in der Geschichte. Denn bei dem hier vertonten Buch von Felix Huby geht es tatsächlich um die Suche nach dem sprichwörtlichen Bösewicht. Doch das ist keineswegs langweilig. Denn die erste Folge der Paul Pepper Reihe hebt sich in der Tat gerade hierdurch von der Masse der Kriminalhörspiele ab. Es ist fast wohltuend dem geradlinig konstruierten, und von Klaus Wirbitzky geschickt in Szene gesetzten, Verlauf der Erzählung zu folgen. Diese Reihe hat potentiell  das Zeug zum Klassiker. Und hierzu paßt weitgehend auch das äußere Erscheinungsbild. Ein wenig übel nehmen könnte man den Gestaltern vielleicht, dass das Cover weder vor, noch nach dem Hören viel über den Inhalt der Aufnahme verrät. Ansonsten ergibt sich aber, wie gesagt, ein fast klassischer Eindruck. Man erwartet eine Mischung aus Sherlock Holmes und den „5 Freunden“. Besonders erfreulich ist, dass diese Erwartung voll erfüllt wird.
 
Weniger einfach zu beantworten ist die Frage nach dem angepeilten Hörerkreis der Paul Pepper Reihe. Um ehrlich zu sein, ist eine Antwort hierauf denkbar schwierig. Geht man vom Titellied aus, kommt man zu dem Schluß, dass es sich hier um ein Kinder- oder vielleicht noch Jugendhörspiel handelt. Doch das trifft den Kern nicht wirklich. Ähnlich wie bei der bekannten Europaserie um die „Drei ???“, wird auch Paul Pepper viele erwachsene Freunde finden.
 
Apropos Freunde. Pepper löst seine Fälle natürlich nicht ganz allein. Auch junge Hörer müssen sich selbst  in der Handlung wieder entdecken können, um die Erzählung für sie zu einem Erlebnis zu machen. Denn ein wirklich gutes Hörspiel zeichnet sich auch dadurch aus, dass es miterlebt und nicht nur gehört werden kann. Hierzu verrät uns der Hüllentext so viel: „Früher ist Paul Pepper zur See gefahren, dann war er bei der Polizei. Jetzt löst er seine Fälle als Privatdetektiv. Er hat es nicht leicht gegen seine Konkurrenten. Aber da sind  ja noch Arnica, Pit und Jonny – gemeinsam sind sie unschlagbar.“.
Diese  Zusammenfassung ist sehr gelungen. Denn Sie macht es leicht, Paul Pepper kennen zu lernen. „PP“, wie ihn seine drei jungen Freunde nennen, ist tatsächlich ein Seebär, wie er im Bilderbuche steht. Er ist aus groben Holz geschnitzt: einfallsreich, etwas rauh und verschroben, aber im Grunde: herzensgut. Ein wenig wie der nette Märchenonkel vom Dorfrand, oder wie „Kapitän Blaubär“. Die drei Freunde Arnica, Pit und Jonny dagegen sind klassische Heranwachsende ohne herausragende Fähigkeiten und mit Eigenschaften, wie sie jeder von uns kennt. Und gerade weil sie Persönlichkeiten mit Ecken, Kanten und einem eigenen Kopf sind – denn auch Streitereien kommen vor – verringern sie den Abstand zwischen Hörer und Erzählung und führen ihn so mitten in die Geschichte.
 
Worum es geht ist schnell beschrieben. Durch einige Zufälle, die zugegebenermaßen etwas „an den Haaren herbeigezogen“ wirken, stolpern alle unsere Helden aus unterschiedlichen Richtungen in den Kern der Handlung. So sind schon bald einige Indizien zusammengetragen, die eine gute Grundlage für die weiteren Ermittlungen bieten: ein Gauner hat das Geheimnis um das Versteck seiner Beute mit ins Grab genommen. „PP“ verfolgt, im Auftrag einer Versicherung, die Spur des Diebesgutes bis hin zur Familie Bösewichts. Da es sich hierbei sozusagen um eine Herde sprichwörtlich „schwarzer Scharfe“ handelt, ist der Weg durch die geheimnisvollen Ereignisse nicht leicht zu finden. Und so kann Pepper froh sein, dass seine „3 Freunde“ ebenfalls, auf der Suche nach der Nadel, ein wenig im Heuhaufen herum stochern. Wen sie dabei treffen, und ob es in der Herde auch ein weißes Scharf gibt, oder ob Äpfel eben doch nicht weit vom Birnbaum fallen, sei an dieser Stelle natürlich noch nicht verraten. Die Geschichte ist zwar keineswegs dünn konstruiert, doch – wie in jedem Krimi –  ist die Lösung für die einen schneller, für die anderen weniger schnell zu finden. Klassische Handlung hin oder her, soviel sage ich doch: es war jedenfalls nicht der Gärtner.
 
Ein dickes Lob geht abschließend an das Produktionsteam um Bert Grund und Hermann Wimmer. Die Auswahl der Sprecher ist hervorragend gelungen. Ihre Stimmen klingen natürlich bis originell und passen fast perfekt zu den verkörperten Rollen. Auch die Ton- und Hintergrundeffekte erregen an den richtigen stellen Aufmerksamkeit, selbst wenn die „Trenner“ zwischen den einzelnen Kapiteln teilweise etwas ausgefallen sind. Das aber muss schließlich nicht unbedingt schlecht sein.
 
Insgesamt ist der Handlung nicht schwer zu folgen. Dies macht  „Paul Pepper ... und die verschwundene Beute“ zu einem  spannenden Hörspiel zum entspannen. Es weckt Vorfreude auf eine wirklich hörenswerte Serie.
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story 
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS(gerundet)

(Christian Kloer, © 2003 Der Hörspiegel )