Amélie Nothomb
"Mit Staunen und Zittern"

© 2004 HörbucHHamburg
Rückentext:
Die junge Belgierin Amélie tritt freiwillig eine Höllenfahrt an: Aus Neugier und Abenteuerlust verpflichtet sie sich, 365 Tage lang bei Yumimoto zu arbeiten. Da sie weiß, von welcher Bedeutung Ehrenkodex und Hierarchie in einem japanischen Unternehmen sind, versucht sie sich unterzuordnen. Ohne großen Erfolg: Denn erstens ist sie Europäerin und zweitens eine Frau. Ob es nun um das Verfassen eines einfachen Briefes, das Eintragen von Zahlen oder um simples Fotokopieren geht - nichts scheint sie richtig zu machen.
Amélie fügt sich ihrem Schicksal und erträgt alle Demütigungen. Dennoch: Ihre Haltung – eine Mischung aus japanischem Zen und europäischer Ironie – ist keineswegs untertänig. Dank ihrer frechen und subversiven Gedankenkapriolen entkommt sie der „geschlossenen Gesellschaft“ unbeschadet und verläßt die japanische Firma nach exakt einem Jahr gestärkt und ein bißchen weiser.

Hörspiegel-Meinung (ste):
Amélie Nothomb gewährt ihren Lesern und Hörern mit ihrem Roman „Mit Staunen und Zittern“ einen Einblick in das Hierarchiegebilde eines japanischen Unternehmens. Wie schon in „Metaphysik der Röhren“ greift sie dabei auf Elemente aus ihrem eigenen Leben zurück. Anders jedoch als „Metaphysik“ fehlt diesem Roman das gewisse Etwas, das Fünkchen Besonderheit. Zwar ist es sehr interessant und auch niederschmetternd, wie man mit der Protagonistin in der Firma Yumimoto umspringt, zumal sie Europäerin ist, doch in mir persönlich konnte sich keine Begeisterung für diese Story festmachen.

Gelesen wird „Mit Staunen und Zittern“ von Fritzi Haberland, bekannt als Schauspielerin aus der Noll-Verfilmung „Kalt ist der Abendhauch“. Vergleicht man Fritzi Haberland mit der fantastischen Sprecherleistung einer Marlen Dieckhoff („Metaphysik“), so erreicht sie diesen Level nicht. Dennoch gut gelesen.

Wer Amélie Nothomb als Autorin kennenlernen möchte, dem sei „Mit Staunen und Zittern“ weniger zu empfehlen als beispielsweise „Quecksilber“, ein ganz fantastischer Roman (auch erschienen bei HörbucHHamburg). Wer sich für japanische Sitten, Kultur und Hierarchie interessiert, ist hier goldrichtig aufgehoben. Denn Nothomb lebte viele Jahre lang in Japan und weiß, wovon sie schreibt.
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story 
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2004 Der Hörspiegel )