Amélie Nothomb
"Metaphysik der Röhren"

© 2003 HörbucHHamburg
Rückentext:
Amélie Nothomb wird in Kobe, Japan, geboren. Bis sie zweieinhalb Jahre alt ist, empfindet sie sich als Röhre – als Speiseröhre, die sich füllt und wieder leert. Doch dann reist ihre Großmutter aus Belgien an und bringt ihr weiße Schokolade. Die ist süß. Die ist gut. Von nun an gibt es Werte. Und einen Sinn. Amélie ist mit einem Schlag aufgewacht. Kapriziös und neugierig macht sie sich auf die Erkundung der Welt, die sie umgibt, entdeckt dabei die Sprache, die Natur, die menschliche Leidenschaften und die Geschichten, die sie von ihrer japanischen Kinderfrau erzählt bekommt. Sie lässt sich vergöttern – bis der Tag ihres dritten Geburtstags kommt, der Tag der Vertreibung aus dem Paradies.

Hörspiegel-Meinung (ste):
Dieses Hörbuch ist ganz außergewöhnlich. Es beschreibt die ersten Lebensjahre eines kleinen Mädchens (der Autorin) aus dessen Sicht. Allerdings in der Sprache der Erwachsenen. Es benutzt komplizierte Satzbauten und Wortgeflechte, analysiert seine Umwelt mit penibler Genauigkeit und berechnet Reaktionen seiner Mitmenschen mit psychologischem Geschick im Voraus. So plant es beispielsweise, welches Wort würdig genug wäre, als erstes von ihn ausgesprochen zu werden.
An Inhalt wird hier nur wenig spannendes geboten. Allerdings ist das gut so, da der Hörer sich dadurch auf das Verhalten des Mädchens in den diversen alltäglichen Situationen konzentrieren kann.
Amélie Nothomb hat mit "Metaphysik der Röhren" ein bemerkenswert anderen Roman geschrieben, wie ich noch nie zuvor einen anderen gelesen oder gehört habe.

Perfekt vorgetragen wird die Geschichte von Marlen Diekhoff. Keine Andere könnte so gut zwischen den erwachsenen Gedanken des kleinen Mädchens und der angewandten kindlichen Sprache wechseln.

"Metaphysik der Röhren" erscheint bei HörbucHHamburga in einer 3-CD-Box.

Fazit: Ein Fressen für den Psychiater. Und zwar ein überaus delikates!
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story 
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2004 Der Hörspiegel )