Ingrid Noll
"Die Apothekerin"

© Steinbach Sprechende Bücher
Rückentext:
Die Apothekerin Hella Moormann liegt in der Heidelberger Frauenklinik - mit Rosemarie Hirte als Bettnachbarin. Um sich die Zeit zu vertreiben, vertraut Hella der Zimmergenossin die abenteuerlichsten Geheimnisse an. Rosemarie Hirte wird zur unberechenbaren Beichtmutter...

Hörspiegel-Meinung (ste):
Die Apothekerin Hella Moormann hat einfach Pech mit Männern. Und weil geteiltes Leid halbes Leid ist, erzählt sie ihrer Bettnachbarin im Krankenhaus die Geschichte ihrer gescheiterten Liebschaften.
 
Hella verliebt sich in den Studenten Lewin und ist fortan mit ihm zusammen. Sein Großvater besitzt ein wunderbar großes Haus, auf das sein Enkel ein Auge geworfen hat. Ein weiteres Auge wirft er anscheinend auf die Haushälterin, die sexy aber doch eher unterbelichtete Margot. Der Großvater war stets skeptisch seinem Enkel gegenüber, daher ändert er immer öfter sein Testament. Doch Lewin will erben! Jetzt! Er nutzt die Gunst der Stunde, und ehe sich‘s Hella versieht, ist sie Mitwisserin eines heimtückischen Giftanschlags gegen den Opa, den sie sehr nett findet. Gift in der Zahnprothese – überaus außergewöhnlich. Und wirkungsvoll. Der Großvater stirbt. Doch das Testament fällt nicht zu Lewins Gunsten aus. Hella erbt alles unter der Voraussetzung, dass sie Lewin heiratet. Dies geschieht, doch andere Dinge geschehen. Lewin betrügt Hella mit Margot, Margots Mann wird aus dem Gefängnis entlassen. Hella verliebt sich in ihn. Alsbald erwartet sie ein Kind.
 
In dieser unglückseligen Konstellation ist das Haus fortan besetzt. Bis Margot ganz plötzlich aus dem Fenster fällt. Nicht ohne Mithilfe von Hella.
Ingrid Noll hat mit „Die Apothekerin“ eine verzwickte Vielecks-Beziehung beschrieben, die von Intriegen, Mord und Lügen bestimmt wird. Sie beschreibt die Charaktere aufs Vortrefflichste und schafft durch die Beschreibung von Hellas Gedankengängen eine dichte Atmosphäre. Leider zieht sich die Geschichte im letzten Drittel ein wenig, ohne dass etwas Entscheidendes oder Neues passiert. Fans von Ingrid Noll werden sich freuen: die Bettnachbarin im Krankenhaus ist nämlich niemand anderes als Rosemarie Thyra Hirte, bekannt aus „Der Hahn ist tot“, die bereits einige Morde auf dem Gewissen hat. Und auch für Hella weiß sie zum Ende des Romans eine unkonventionelle Lösung für ihr Problem.
 
Gelesen von Sylvia Jost, die zwar sehr nüchtern, dennoch sehr eindringlich spricht, ist „Die Apothekerin“ ein Krimi, den man gehört haben sollte.
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story(s)
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2003 Der Hörspiegel )