Hörspiegel-Meinung (ste):
Wenn man alt wird, erscheint die Vergangenheit
in einem ganz anderen Licht. Doch wie ist es mit der Liebe? Als Charlotte,
eine ältere Dame, die sich permanent mit ihrer Puppe Hulda unterhält,
Besuch von ihrem Schwager Hugo bekommt, denkt sie über das geschehene
nach. Und so werden die Gefühle von damals wieder aufgeweckt. Aber
nicht nur die Liebe, auch die schlimmen Erinnerungen an Krieg, Eifersucht
und Mord tauchen wieder auf. Denn Charlotte hat seit Jahrzehnten im wahrsten
Sinne des Wortes eine Leiche im Keller vergraben.
Ingrid Noll gelingt es auf vorzügliche Weise, die Geschichte der alten Dame Charlotte aufleben zu lassen. Eine Geschichte mit vielen Rückblenden, die atmosphärisch sehr dicht ist und so manches Mal zur Gänsehaut führen kann. Allerdings weicht die originale Geschichte von der Verfilmung ab. Das ist aber nicht schlimm. Beide Versionen haben ihren Reiz. Besonders toll für Noll-Fans: Cora aus „Die Häupter meiner Lieben“ spielt auch hier eine kleine Rolle.
Rundum ein Hörbuch, in das man leicht versinken kann und gar nicht mehr aufhören möchte. Die Charaktere sind einem so sehr ans Herz gewachsen, dass man immer weiter hören möchte. Sylvia Jost liest ganz vorzüglich und bringt die „rüstige alte Dame“ mit den kleinen Macken sehr gut herüber. Die beeindruckendste und traurigste Szene ist wahrscheinlich jene, in der einsam das Lied "Der Mond ist aufgegangen" angestimmt wird, welches die Strophe "Kalt ist der Abendhauch" enthält. Da sich die Szene jedoch recht weit am Ende der Geschichte befindet, möchte ich nicht verraten, warum sie den Hörer so emotional berührt.
"Kalt ist der Abendhauch ist ein Hörbuch,
das nicht nur Fans von Ingrid Noll hören sollten.
Eine Mischung aus Familien-Saga, Krimi
und Romanze. Einfach hinreißend!
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |