Cormac McCarthy
"Kein Land für alte Männer"

© 2008 parlando
Rückentext:
Hobby-Jäger Bill Moss stößt bei einem morgendlichen Ausflug in die texanische Wüste auf die Überreste eines Massakers. Zerschossene Autos, mehrere Leichen, kiloweise Drogen und ein Koffer voller Dollars. Ein außer Kontrolle geratener Drogendeal, wie er in dieser Gegend häufiger vorkommt. Moss schnappt sich den Koffer und haut ab. Als er in der Nacht zurückkehrt, um seine Spuren zu verwischen, warten bereits mit MPs bewaffnete Gangster auf ihn. Noch kann er entkommen, aber die Killer jagen ihn. Gejagt wird er auch von Provinzsheriff Bell, der mit dem modernen Verbrechen nicht mehr zurechtkommt, ja nicht einmal mehr weiß, was gut, was böse ist. Ein Inferno der Gewalt beginnt...
Einmal mehr zeigt sich hier McCarthys radikaler Kulturpessimismus in grandioser Weise, in einem Roman, der in die Abgründe menschlicher Bosheit führt und einen das Zittern lehrt.

Hörspiegel-Meinung (ste):
Der Film „No Country for old Men“ wurde von der internationalen Filmjury in höchsten Tönen gelobt. Und auch der Roman, der dem Film als Grundlage diente, ist bemerkenswert. Cormac McCarthy („die straße“) ist der Mann hinter der Story. Ich habe selten eine Geschichte gehört, die so knallhart und zerstörerisch war. Knallhart, weil hier jede Menge Blut fließt, zerstörerisch, weil McCarthy jegliche Illusion des Lesers / Hörers zerstört, dass diese Erzählung doch noch zu einem guten Ende kommt. Jeder kleine Lichtblick, den der Autor entwickelt, verschwindet über kurz oder lang in einem schwarzen Loch. Keine Helden, keine Wunder. Nur Realität.

Doch zäumen wir das Pferd nicht von hinten auf: „Kein Land für alte Männer“ handelt – kurz gesagt – von den Folgen einer einzigen falschen Entscheidung. Bill Moss findet in der Wüste ein paar Autowracks und einige Leichen. Und einen Koffer mit 2,4 Millionen Dollar. Er nimmt ihn mit, erzählt seiner Frau jedoch nichts davon, sondern sagt ihr, sie solle sich bei ihrer Mutter verstecken. Moss ahnt, dass ihm die Eigentümer des Koffers auf der Fersen sind – und genau! Verschiedene Gangster-Parteien sind hinter ihm her. Und der alte Sheriff seines Wohnorts. Der schlimmste Verfolger: ein Killer namens Chigger, der kein Erbarmen kennt und sich von moralischen Grundsätzen leiten lässt. Wer sich auf dieses Hörbuch einlässt, der braucht einen stabilen Magen, gute Nerven und sollte sich nicht zu stark mit den Charakteren des Romans anfreunden.

„Kein Land für alte Männer“ wird gelesen von Christian Brückner. Seine Lesung fasziniert mich. Er gibt den verschiedenen Figuren eine eigene Seele, und das ohne seine Stimme allzu sehr zu modifizieren. Er mimt den Killer so gut wie die naive, zerbrechliche Frau. Brückner ist einfach ein Stimm-Gott, der die Skala sprengt.

Das Hörbuch erscheint in seinem eigenen Hörbuch-Verlag Parlando. Empfehlenswert für alle, die moderne Western mögen oder denen Quentin Tarantinos Filme gefallen, aber zu realitätsfremd sind.

Fazit: McCarthy und Brückner – ein Dreamteam.
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2008 Der Hörspiegel )