Stephen King
"Frühling und Sommer"

© 2002 Lübbe Audio
Rückentext:
Ob der Freiheitsdrang eines Häftlings in "Die Verurteilten" (Frühling) oder der Terror des Erwachsenwerdens in "Der Musterschüler" (Sommer) - es sind die einfachen Ideen Stephen Kings, von denen Millionen Leser weltweit gefesselt werden.
 
Hörspiegel-Meinung (ste):
„Frühlung und Sommer“ stellt den ersten Teil der Lübbe Audio Vertonung von Stephen Kings Novellensammlung „Frühling, Sommer, Herbst und Tod“.
Dieser erste Teil besteht aus der Geschichte „Die Verurteilten“ (Frühling, 4 CDs) und „Der Musterschüler“ (Sommer, 7 CDs).

Die erste Novelle mag dem einen oder anderen bereits als Verfilmung mit Morgan Freeman bekannt sein. Sie spielt in einem Gefängnis mit dem Namen „Shawsank“, das lebenslänglich verurteilte Gefangene beherbergt. Doch die Gefängnisleitung und Wärter sind brutal. Noch Brutaler die „Schwestern“, die homosexuellen Schläger, die auch vor Massenvergewaltigungen nicht zurückschrecken. Hauptdarsteller sind der Ich-Erzähler (der Mann, der alles besorgen kann) und Andy Dufresne, dem Mann, der stets seine Unschuld beteuert hat und sich mit Hilfe seiner Intelligenz und seines Wissens in Sachen Steuerrecht bestimmte Vorteile sichert. Doch auch diese Spielregeln ändern sich, als er neue Beweise für seine Unschuld findet und versucht, den neuen Gefängnisdirektor zu überzeugen, ihn zu unterstützen.
„Die Verurteilten“ ist eine Geschichte voller Hoffnung, voller Widerwärtigkeiten, voller Träume und Visionen mit Gänsehautcharakter.
Vorgetragen von Lutz Riedel (ehemals als Sprecher von Jan Tenner oder auch Synchronstimme von Timothy Dalton in dessen beiden Bond-Filmen) wirken die Figuren echt. Er schafft es, die brutalen Szenen brutal und die einfühlsamen Szenen ebenso passend darzustellen. Es ist eine Wonne, ihm zuzuhören.

Die zweite Geschichte, „Der Musterschüler“, handelt von dem Jungen Todd Bowden, einem Schüler, der eines Tages ein paar alte Magazine mit Berichten über Konzentrationslager, Massenvernichtung und Foltermethoden der Nationalsozialisten in die Hände fallen. Er ist von Anfang an fasziniert von diesen gewissenlosen Taten und erkennt alsbald mit Hilfe seines persönlichen detektivischen Geschicks, dass Arthur Denker, ein alter Mann aus der Nachbarschaft, in Wirklichkeit Kurt Dussander, ein ehemaliger Lagerkommandant der Nazis war. Er stellt Dussander zur Rede und lässt sich von ihm über die perversen Machenschaften an unschuldigen Menschen berichten. Doch Todd schreckt all dies längst nicht mehr ab. Er findet gefallen und entwickelt darüber hinaus perverse erotische Fantasien. Ohne es wirklich zu merken, wird er selbt zu einer grauenhaften mordenden Bestie, ebenso wie sein "Lehrer". Es endet, wie es enden muss: Amok!
„Der Musterschüler“ ist eine Geschichte, die unter die Haut geht. Hier darf man Stephen King zu einer wahrhaft kranken wie einfallsreichen Idee gratulieren. Grauenvoll, pervers, mörderisch, das alles ist „Der Musterschüler“. Interessant auch die mehr im Nebensatz eingebrachte Verknüpfung zu „Die Verurteilten“. Der Name Andy Dufresne fällt an einer Stelle der Geschichte. Ein interessantes Detail.
Gesprochen wird diese zweite Erzählung von Oliver Rohrbeck (alias „Justus Jonas“ von den „Drei ???“) und Till Schult (Filmschauspieler und Synchronsprecher). Dieses professionelle Gespann macht Kings Erzählung zu einer herrlich abscheulichen Gänsehautpartie der Extraklasse.

Beide Geschichten sind atmosphärisch sehr dicht gestrickt, und man möchte sie - einmal angefangen - gern am Stück zu Ende hören. Ist dies mal nicht möglich, so bieten viele anspielbare Tracks einen leichten Wiedereinstieg.

„Frühling und Sommer“ kommt in zwei großen CD-Boxen, die zusammen in einem gut aufgemachten Pappschuber für ca. 50 EUR verkauft werden. In anbetracht der morbiden Unterhaltung, des Umfanges und der professionellen Sprecher ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2003 Der Hörspiegel )