Die erste Novelle mag dem einen oder anderen
bereits als Verfilmung mit Morgan Freeman bekannt sein. Sie spielt in einem
Gefängnis mit dem Namen „Shawsank“, das lebenslänglich verurteilte
Gefangene beherbergt. Doch die Gefängnisleitung und Wärter sind
brutal. Noch Brutaler die „Schwestern“, die homosexuellen Schläger,
die auch vor Massenvergewaltigungen nicht zurückschrecken. Hauptdarsteller
sind der Ich-Erzähler (der Mann, der alles besorgen kann) und Andy
Dufresne, dem Mann, der stets seine Unschuld beteuert hat und sich mit
Hilfe seiner Intelligenz und seines Wissens in Sachen Steuerrecht bestimmte
Vorteile sichert. Doch auch diese Spielregeln ändern sich, als er
neue Beweise für seine Unschuld findet und versucht, den neuen Gefängnisdirektor
zu überzeugen, ihn zu unterstützen.
„Die Verurteilten“ ist eine Geschichte
voller Hoffnung, voller Widerwärtigkeiten, voller Träume und
Visionen mit Gänsehautcharakter.
Vorgetragen von Lutz Riedel (ehemals als
Sprecher von Jan Tenner oder auch Synchronstimme von Timothy Dalton in
dessen beiden Bond-Filmen) wirken die Figuren echt. Er schafft es, die
brutalen Szenen brutal und die einfühlsamen Szenen ebenso passend
darzustellen. Es ist eine Wonne, ihm zuzuhören.
Die zweite Geschichte, „Der Musterschüler“,
handelt von dem Jungen Todd Bowden, einem Schüler, der eines Tages
ein paar alte Magazine mit Berichten über Konzentrationslager, Massenvernichtung
und Foltermethoden der Nationalsozialisten in die Hände fallen. Er
ist von Anfang an fasziniert von diesen gewissenlosen Taten und erkennt
alsbald mit Hilfe seines persönlichen detektivischen Geschicks, dass
Arthur Denker, ein alter Mann aus der Nachbarschaft, in Wirklichkeit Kurt
Dussander, ein ehemaliger Lagerkommandant der Nazis war. Er stellt Dussander
zur Rede und lässt sich von ihm über die perversen Machenschaften
an unschuldigen Menschen berichten. Doch Todd schreckt all dies längst
nicht mehr ab. Er findet gefallen und entwickelt darüber hinaus perverse
erotische Fantasien. Ohne es wirklich zu merken, wird er selbt zu einer
grauenhaften mordenden Bestie, ebenso wie sein "Lehrer". Es endet, wie
es enden muss: Amok!
„Der Musterschüler“ ist eine Geschichte,
die unter die Haut geht. Hier darf man Stephen King zu einer wahrhaft kranken
wie einfallsreichen Idee gratulieren. Grauenvoll, pervers, mörderisch,
das alles ist „Der Musterschüler“. Interessant auch die mehr im Nebensatz
eingebrachte Verknüpfung zu „Die Verurteilten“. Der Name Andy Dufresne
fällt an einer Stelle der Geschichte. Ein interessantes Detail.
Gesprochen wird diese zweite Erzählung
von Oliver Rohrbeck (alias „Justus Jonas“ von den „Drei ???“) und Till
Schult (Filmschauspieler und Synchronsprecher). Dieses professionelle Gespann
macht Kings Erzählung zu einer herrlich abscheulichen Gänsehautpartie
der Extraklasse.
Beide Geschichten sind atmosphärisch sehr dicht gestrickt, und man möchte sie - einmal angefangen - gern am Stück zu Ende hören. Ist dies mal nicht möglich, so bieten viele anspielbare Tracks einen leichten Wiedereinstieg.
„Frühling und Sommer“ kommt in zwei
großen CD-Boxen, die zusammen in einem gut aufgemachten Pappschuber
für ca. 50 EUR verkauft werden. In anbetracht der morbiden Unterhaltung,
des Umfanges und der professionellen Sprecher ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |