Daniel Kehlmann
"Die Vermessung der Welt"
Das Hörspiel

© 2008 Deutsche Grammophon / Universal

Rückentext:
Im Jahre 1799 begibt sich Alexander von Humboldt (1769 - 1859) zusammen mit seinem Gefährten Aimé Bonpland auf eine fünfjährige Forschungsreise nach Mittel- und Südamerika. Er will die unbekannte Welt vermessen und erforschen, sammelt Pflanzen, Tiere, zählt die Läuse auf den Köpfen Einheimischer und erforscht Vulkane.
Der Mathematiker, Astronom, Geodät und Physiker Carl Friedrich Gauß (1777 - 1855) bleibt zu Hause. In seinem Zimmer beobachtet er Planeten, denkt und rechnet und ärgert sich über seinen unbegabten Sohn Eugen. Im September 1828 ist Gauß gezwungen, zum erstenmal seit Jahren seine Heimatstadt Göttingen zu verlassen, um am Deutschen Naturforscherkongress in Berlin teilzunehmen. Er soll dort Alexander von Humboldt treffen. So kreuzen sich die Lebenswege zweier Genies, die beide die Welt vermessen haben - jeder auf seine Weise: der eine empirisch, der andere kraft seiner Ratio.

Hörspiegel-Meinung (ste):
Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß. Zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können, die aber ein und dasselbe Ziel haben: Die Welt zu vermessen. Der eine - Humboldt - geht auf Reisen und versucht sich an der praktischen Arbeit im Regenwald, sieht der Gefahr von Krankheiten und Menschenfressern ins Auge. Der andere - Gauß - kommt nicht umher, selbst in seiner Hochzeitsnacht mathematische Formeln zu notieren, die ihm durch den Kopf schießen. Ihrer beider Geschichten werden erzählt von engen Wegbegleitern: Humboldt Wegbegleiter Bonpland und Gaußens Sohn. Sie beide treffen sich und erzählen die Geschichte der beiden großen Männer, in deren Schatten sie leben mussten.

Daniel Kehlmann ist es mit "Die Vermessung der Welt" gelungen, einen Roman vom Charakter und der Tiefe eines Umberto Eco oder Robert Schneider zu schreiben. Auch die Hörspielumsetzung von Alexander Schumacher ist gelungen. Mit der Musik von Claudio Puntin und zahlreichen Sprechern - darunter ein hervorragend französischer Jens Wawrczeck, Patrick Güldenberg, Michael Rotschopf und ein unglaublich wandelbarer Udo Schenk (der seine Rolle als Gauß gleichermaßen authentisch als junger und alter Mann spielt). Auch die vielen Nebenrollen sind mit guten Sprechern besetzt, darunter z.B. Lutz Herkenrath, Konstantin Graudus, Dietmar Mues, u.v.a. Das dabei einige Sprecher mehrere Rollen haben, fällt nahezu gar nicht auf.

"Die Vermessung der Welt" entführt in eine andere Zeit und zeigt doch, dass es schon immer moderne Geister und Pioniere gab. Eine Empfehlung für alle Freunde von ernsten, erwachsenen Hörspielen, deren Humor auf hohem Niveau in die historische Hintergrundgeschichte mit eingeflochten ist.
 
 
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story 
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2008 Der Hörspiegel )