John Katzenbach
"Der Fotograf"

© 2007 argon hörbuch
Rückentext:
Ein psychopathischer Serienkiller entführt die Literaturstudentin Anne Hampton und macht sie sich mit diabolischer Raffinesse gefügig. Anne hat keine Wahl: Entweder wird sie die Chronistin seiner Morde - oder sein nächstes Opfer. Detailversessen hält Doug Jeffers, ihr Peiniger, seine brutalen Morde mit der Kamera fest. Aber Fotos allein genügen ihm nicht mehr. Er möchte seine Taten auch mit Worten besungen wissen - und Anne ist sein Werkzeug. Ihre einzige Chance ist Detective Mercedes Barren aus Miami, deren Nichte der Fotograf ebenfalls auf dem Gewissen hat ..

Hörspiegel-Meinung (ste):
Nach „Die Anstalt“ und „Der Patient“ habe ich mich sehr auf das dritte Hörbuch in der Riege der Katzenbach-Thriller gefreut. Doch eines sei vorweg genommen: An das Niveau und die Finesse der anderen Hörbücher reicht „Der Fotograf“ nicht heran.

Anne Hampton, eine Studentin der Literatur, wird vom psychopathischen Serienkiller Doug Jeffers entführt und muss fortan als dessen Dienerin und Assistentin Erniedrigungen, Gewalt und Psychostress erleben. Jeffers lässt ihr die Wahl: Entweder sie spielt nach seinen brutalen Regeln mit oder sie wird sein nächstes Opfer. Sie leidet permanent unter Todesängsten. Als Fotograf hält Jeffers seine Verbrechen fest, setzt seine Opfer in Szene. Ihm auf der Schliche sind Detective Mercedes Barren aus Miami, deren Nichte ebenfalls eines von Jeffers Ofern war. Außerdem soll Jeffers Bruder noch eine tragende Rolle beim Lösen dieses Kriminalfalles spielen.

Zwar schafft es Katzenbach in seiner bekannten Art, eine sehr dichte Atmosphäre des Schreckens aufzubauen. So leidet man förmlich mit seinen Opfern mit, während diese bei anderen Autoren höchstens das Zeug zu Statisten haben. Katzenbach macht Angst lebendig! Das wird einem sehr bewußt in einer Szene (ich darf hier nicht zu viel verraten), in der er seine Opfer bereits ausgewählt hat, diese gutgläubig sein Spiel mitspielen. Und am Ende bleiben sie am Leben. Dem Hörer ist dies eine immense Erleichterung. Und diese reell erzeugten Emotionen zeichnen Katzenbachs Bücher aus, so auch „Der Fotograf“. Allerdings ist der Plot hinter der Atmosphäre denkbar einfach und straight. Leider zu straight um vollends zu begeistern. Am Ende fragt man sich, ob es das schon gewesen sein könne.

Simon Jäger hingegen leistet einmal mehr eine hervorragende Sprecher-Leistung. Er liest den Thriller mit jugendlichem Charme und erfahrener Erzählkunst mit nahezu größter Leichtigkeit. Das weiß zu gefallen!

Unterm Strich ist „Der Fotograf“ auf Grund der zu flachen Story das bislang schwächste Katzenbach-Hörbuch. Das liegt wohl auch daran, dass er die Messlatte selbst sehr hoch angelegt hat. Meine Empfehlung für Hörer, die Katzenbach noch nicht kennen: Erst einmal „Der Patient“ und „Die Anstalt“ hören. „Der Fotograf“ ist eher etwas für Fans.
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2008 Der Hörspiegel )