John Katzenbach
"Die Anstalt"

© 2007 argon hörbuch
Rückentext:
Vor zwanzig Jahren ist Francis Petrel als junger Mann gegen seinen Willen in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden. Mehrere Jahre hat er dort zugebracht – bis die Anstalt nach einer Mordserie geschlossen wurde. Noch immer hört Francis Stimmen und nimmt Medikamente. Die Erinnerung an die traumatischen Geschehnisse von damals ängstigt ihn, und er beginnt aufzuschreiben, was er erlebt hat – mit Bleistift, auf den Wänden seiner Wohnung. Wer war der mysteriöse ›Engel des Todes‹, der damals sein Unwesen trieb? Gibt es ihn überhaupt? Oder existiert er nur in Francis’ Schreckens-phantasien?

Hörspiegel-Meinung (ste):
Eine Serienkillerjagd findet man in der deutsch- und englischsprachigen Unterhaltungsliteratur heute en masse. Interessant und besonders macht solche Geschichten die Besonderheit, die sich ein Autor einfallen lässt. Mehr und mehr spielt das Setting eine tragende Rolle.

John Katzenbach hat es geschafft, mit seinem Roman "Die Anstalt" eine solche Serienkillerjagd auf faszinierende Weise neu zu gestalten. Er versetzt seinen Hauptdarsteller "Seabird" in die Situation, dass er das Geschehene aufarbeiten will. Und so schreibt er seine Geschichte (in der Vergangenheitsform und in der dritten Person beschrieben) an die weißen Wände seiner Behausung.

Das Ganze erinnert von der Grundidee an Clive Barkers Vorgeschichte zu seinen Büchern des Blutes, ist in der Umsetzung einem guten King-Roman à la "The Green Mile" oder "Die Verurteilten" nicht unähnlich.

Katzenbachs Protagonist ist Insasse einer Nervenheilanstalt. Der Hörer lernt die anderen zu Heilenden kennen, das Personal und die teilweise schrägen Ärzte. Dann geschieht ein Mord im Hochsicherheitstrakt. Und die Umstände, der Tatort und der Zustand der jungen Frauenleiche lassen nur einen Schluss zu: Ein Serienkiller, der bereits mehrere Opfer außerhalb den Mauern der Anstalt auf dem Gewissen hat, hat wieder zugeschlagen. Alle nennen ihn nur "den Engel", doch keiner weiß, wer er ist und ob er einer von ihnen ist. Eine junge Polizistin ermittelt und nimmt sich "Seabird" sowie "Peter the Fireman", einen anderen Insasse, als Assistenten zur Seite, um den Mörder zu entlarven. Doch das ist alles andere als einfach und ungefährlich, auch für die anderen Patienten.

Die Sprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit halten das Spannungsniveau stets frisch und auf hohem Level. Die Hörbuchumsetzung ist fantastisch gelungen. Währen Thomas Danneberg die Gegenwarts-Geschichte erzählt, liest Simon Jäger die Vergangenheit. Eine ältere Stimme, eine jüngere, und beide perfekt und hochprofessionell. Das ist DIE Sprechermischung für dieses Hörbuch. Besser geht's nicht.

"Die Anstalt" ist ein erfrischend anderes Thriller-Hörbuch, das durch Einfallsreichtum und hohe Spannung zu überzeugen weiß. Kauf-Empfehlung!
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2007 Der Hörspiegel )