Hörspiegel-Meinung (ste):
Das Buch „Das Jesus-Video“ von Andreas
Eschbach gewann den Kurd-Laßwitz-Preis für den besten deutschsprachigen
Roman des Jahres 1998. Und diese Auszeichnung erhielt das über 700
Seiten starke Werk nicht umsonst.
Die Story ist so mitreißend wie
vielfältig, so spannend wie gefühlvoll, so actiongeladen wie
nachdenklich.
Bei einer Ausgrabung in Israel wird von
dem jungen amerikanischen Ausgrabungshelfer Stephen Foxx eine seltsame
Entdeckung gemacht. Er findet ein 2000 Jahre altes Skelett. Das allein
ist noch nicht ungewöhnlich. Doch die Grabbeilage raubt dem Archäologie-Team
um Professor Wilford-Smith, zu dem Foxx gehört, den Atem und bringt
alle mitwissenden Beteiligten beinahe um den Verstand. Bei dem Toten findet
man die Bedienungsanleitung eines Video-Camcorders.
Wie gelangt ein Dokument der heutigen
Zeit in ein Grab, das 2000 Jahre alt ist?
Das fragen sich nicht nur Foxx, seine
Kollegin Judith, ihr Bruder Jehoshua und Professor Wilford-Smith, sondern
auch John Kaun, der Financier der Ausgrabung, der weder Kosten und Mühen
scheut, dem Geheimnis auf die Schliche zu kommen. Doch warum engagiert
er den deutschen Science-Fiction-Autor Peter Eisenhardt als Berater? Foxx
wird hegt eine Vermutung, die, so unwahrscheinlich sie klingt, die jedoch
die einzig plausible Erklärung zu sein scheint: das Skelett ist das
eines Zeitreisenden. Diese Theorie wird verstärkt durch die Tatsache,
dass das Gerät, zu dem die Anleitung gehört, derzeit noch in
der Entwicklungsphase steckt. Doch wenn ein Zeitreisender ein Aufnahmegerät
mit in der Vergangenheit nimmt, wo ist dann die Kamera jetzt? Und was befindet
sich auf dem möglichen Film?
Es kann nur eine logische Antwort geben.
Nur ein mögliches Ziel, das es im Israel vor 2000 Jahren zu suchen
gab. Jesus Christus.
Eine wilde Verfolgungsjagd zwischen Kaun,
Foxx, seinen Freunden und den inqusitorischen Killern der Kirche eskaliert...
Wer findet das Jesus-Video als erster, um seine mögliche Macht weise
zu nutzen?
„Das Jesus-Video“ ist eine der packendsten
Geschichten, die ich je gelesen habe. Mit kurzen, inhaltsreichen Kapiteln,
zahlreichen Personen- und Ortswechseln.
Ende letzten Jahres strahlte der TV-Sender
Pro 7 den Fernseh-Zweiteiler „Das Jesus-Video“ aus. Wie bereits im Vorspann
zum Film erkennbar ist, basiert dieser Film lediglich auf „Motiven“ des
Buches. Folglich wurden Ideen und Personen bearbeitet, umbenannt, Beziehungen
geändert, bis sich das Ergebnis doch stark von der Urfassung des Romans
unterschied.
Das Hörbuch aus dem Hause Lübbe
Audio hingegen ist die reine Lesung des genialen Buches „Das Jesus-Video“.
Dass es sich um eine „gekürzte Fassung“ handelt, liegt daran, dass
bestimmte „Grabungstagebucheinträge“ u.ä. zu Beginn der Kapitel
außenvorgelassen werden. Das tut der Story aber keinen Abbruch, sondern
sorgt im Gegenteil eher dafür, dass man sehr flüssig durchhören
kann. Viele einzeln anspielbare Kapitel sorgen für ein einfaches Unterbrechen
und späteren Wiedereinstieg in den Hörgenuss.
Besonders schön aufgemacht mit den
Originalbildern des Filmes (die Bilder passen wirklich sehr gut und unterstützen
die Atmosphäre ungemein!). Die Liebe zum Detail reicht sogar so weit,
dass jede der sechs CDs mit einem anderen original Filmfoto bedruckt ist.
Sehr geschmackvoll die Farbgebung und das Layout.
Gelesen wird „Das Jesus-Video“ von dem
29-Jährigen Schauspieler Matthias Koeberlin, der im Film die männliche
Hauptrolle spielte. Seine junge und lebendige Stimme verleiht der Lesung
einen besonders frischen Charakter, auch wenn er ab und an mal ein paar
Silben verschluckt. Doch das gibt dem ganzen einen gewissen menschlichen
Touch, und man merkt, dass es ihm Spaß macht. Die Betonungen sind
stets vorzüglich. Ab und an fühle ich mich an Andreas Fröhlich
(„Bob“ von den Drei ???) erinnert.
Das i-Tüpfelchen zu dieser überaus
geglückten Hörbuch-Inszenierung ist der Original-Filmsoundtrack,
der die dichteste Atmosphäre zu schaffen vermag, die ich je bei einer
Lesung wahrgenommen habe. Wenn Koeberlin die Straßen Jerusalems beschreibt
und dazu die tragende, orientalisch angehauchte Musik erschallt, fühlt
man sich als Hörer direkt wie vor Ort in Israel.
Interessant für TKKG-Fans ist vielleicht
noch, dass es sich bei dem jungen Herrn ganz rechts auf dem Titelbild um
Manou Lubowski („Klößchen“) handelt. Er spielte in der Verfilmung
den „Jehoshua“.
„Das Jesus-Video“ ist eines der besten
Hörbücher, die in letzter Zeit auf dem Markt erschienen sind.
Packend, emotional, wahnwitzig, ideen- und actionreich. Wer es noch nicht
kennt, der sollte unbedingt reinhören.
Aber Vorsicht: es fällt schwer, wieder
aufzuhören. Also sollten Sie am besten schon jetzt 410 freie Minuten
für ein Treffen mit Stephen Foxx und Co. in Ihrem Terminkalender reservieren!
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |