Wenedikt Jerofejew
"Die Reise nach Petuschki"

© 2003 Kein & Aber
Rückentext:
Sein Köfferchen voll Schnaps fest ans Herz gedrückt, besteigt Wenedikt Wenitschka Jerofejew am Kursker Bahnhof den Vorortzug von Moskau nach Petuschki. Die Reise wird zu einer Sauftour: Wenitschka trinkt, die Mitreisenden trinken, sogar der Oberschaffnet trinkt mit den Schwarzfahrern mit. Von Station zu Station und von Flasche zu Flasche werden Wenitschkas Monologe und sein Gedankenaustausch mit den Reisegefährten aberwitziger.

Hörspiegel-Meinung (mb):
Worum es geht :
Es geht um Alkoholkonsum in Ausmaßen, dass man sich fast schon Sorgen machen möchte, ob man vom zuhören nicht schon bald besoffen sein wird. Bahnfahren mal anders.

Welches Genre erwartet den Hörer ?
Tja, wie soll man dieses Genre nennen? Reiseerzählung wäre wohl naheliegend, aber was würde wohl Karl May dazu sagen.

Wie ist das Hörspiel umgesetzt ?
Das „hochprozentige“ Hörbuch das sich auf diesen vier CDs befindet wurde von drei namhaften Sprechern „live“ vor Publikum gelesen. Robert Gernhardt, Harry Rowohlt und Josef Bilous lesen die einzelnen Kapitel der Geschichte abwechselnd.
Da jeder der drei Sprecher seine eigene Lesart besitzt und es versteht einen Text zu präsentieren, wird der Hörer in ein Wechselbad der Höreindrücke hineingezogen.
Das Hörbuch wird begleitet von einem farbig gedruckten Booklet, welches neben Inhaltsauszügen aus den einzelnen CDs und Informationen zu den Sprechern auch noch einiges an Bildmatrerial und Informationen zum Autor enthält. Auf den Rückseiten der Coverblätter befinden sich zum Einen der Fahrplan des Zuges, mit dem der Protagonist in den Vollrausch abdampft, zudem noch einige Diagramme, deren Sinn im Verlauf der Handlung herauskommt. Im Fahrplan versteckt sich zudem auch die jeweilige Spielzeit zu den einzelnen Kapiteln. Das Cover ziert eine Zeichnung, auf der ein Mann neben einer überdimensionalen Weinflasche an einer Wand lehnt.

Resümee/Abschlussbewertung mit Schulnoten :
Dieses Hörbuch ist ein ganz besonderes. Zum einen handelt es sich um eine Liveaufnahme, zum anderen auf Grund der erzählten Geschichte. Der Protagonist trinkt während einer Bahnfahrt, dies allein ist nichts besonderes, erst der Umstand, der Darstellung des Ganzen macht diese Story aus.
Die drei Sprecher geben ihr bestes, um die Verrücktigkeiten der Geschichte gut rüber zu bringen. Und es ist ihnen gelungen. Selten hab ich beim hören eines Hörbuches so gelacht und geschmunzelt. Das die Präsentation angekommen ist, bekommt man auch durch die hörbaren Reaktionen des Livepublikums vermittelt.
Wenn man ehrlich ist, kann man sagen, dass die Geschichte an sich mehr als überflüssig ist, aber gerade davon lebt das Ganze. Ich kann nur empfehlen dieses Hörbuch einmal in den CD-Player zu legen und die Seele baumeln zu lassen, während man sich amüsiert.
„Die Reise nach Petuschki“ ist ein Hörbuch für all jene, die auch vor verrückten Büchern nicht zurückschrecken.

 Note: 2+ (die größzügige Ausstattung führte zur Aufwertung)
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story 
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Michael Brinkschulte, © 2004 Der Hörspiegel )