Tony Fennelly
"Der Jahrestag"

© 2003 Lido Verlag
Rückentext:
Welche Frau würde nicht gern Witwe werden ...
Seit 33 Jahren ist Myra mit Ronald verheiratet. Aus dem einst jungen, charmanten Mann ist ein übergewichtiger cholerischer Rassist geworden der im Job, im Auto und vor dem Fernseher ausländische Mitbürger schikaniert - und seine Frau. Verzweifelt sucht Myra nach einem Ausweg, bis sie für den Jahrestag ihrer Liebe eine grandiose Idee hat - so grandios, dass Ronald nicht nur sie allein, sondern auch einen unbekannten Ausländer glücklich machen wird...

Hörspiegel-Meinung (ad):
Der Krimi „Der Jahrestag“ handelt von einer 50-jährigen Frau, die ihr Leben lang von ihrem egoistischen, rassistischen Alkoholiker unterdrückt wurde. Schließlich trifft sie eine Entscheidung, die ihr Leben radikal verändern wird....
 
Zur Story:
Die 50-jährige Myra ist seit ihrem siebzehnten Lebensjahr mit dem damals 25 Jahre alten Ronald verheiratet. Sie erzählt vom ersten Kennenlernen, als sie an der Bushaltestelle wartete und er sie spontan zu einer Spritztour auf seinem roten Motorrad einlud.
Schon damals merkte Myra, dass er zielstrebig und egoistisch war; sie versprach sich davon jedoch eine sichere Zukunft und eine gute Versorgung. So heirateten die beiden und fortan musste Myra ihr eigenes Leben fast gänzlich aufgeben. Sobald Ronald von der Arbeit kommt, bringt sie ihm die Schuhe und ein Bier. Abends muss sie ihm sogar den Schlafanzug rauslegen. Immer hat er etwas an ihr zu nörgeln, seien es die falschen Turnschuhe (obwohl alle Paare gleich aussehen) oder die falsche Milchtüte. Hier muss man anmerken, dass Ronald auch absolut geizig ist. Statt der billigen 2 Liter-Tüte hat Myra die 40 cent teurere 1 Liter-Tüte gekauft und darf sich dafür gleich die Beschwerde von ihrem Mann anhören.
Immer brüllt er herum und kommandiert. Nur wenn er arbeiten ist, schläft oder wieder mal im Vollrausch ist kann Myra sich um ihre Dinge kümmern. Dann liest sie ein Buch oder nimmt ein Bad. Sie traut sich sogar erst zu speisen, wenn Ronald bereits schläft, da er grundsätzlich dann etwas von ihr möchte, wenn sie sich zum Essen gesetzt hat.
Sie schämt sich für ihn, da er die ausländischen Nachbarn immer wieder lautstark als „Nigger“ beschimpft.
Der Irrsinn bei der Sache ist, dass Ronald ohne Myra nicht mehr leben würde. Damals hatte er ohne seinen Motorradhelm losfahren wollen uns sie hatte darauf bestanden, dass er ihn aufsetzte. Die Ärzte sagten damals, er hätte den Unfall ohne den Helm nicht überlebt.
 
Schließlich fasst Myra nach einem Telefonat mit ihrer Schwester einen Entschluss. Sie will Witwe werden und das Haus allein besitzen und eine Rente bekommen. Hierfür schmiedet sie einen hinterlistigen Plan.
Sie kauft ihm ein rotes Rennmotorrad, genauso eines wie er es damals fuhr und eine roten Helm.
Auf die Bedenken des Verkäufers, ein Rennmotorrad für einen älteren Mann zu kaufen, geht sie nicht ein.
 
Nachdem er wieder über das Essen gemeckert hat und wieder viel Bier getrunken hat, erzählt sie von der Überraschung zum Jahrestag ( welcher eigentlich auf einen ganz anderen Tag fällt) und führt ihn in die Garage. Sie bringt ihn auf ihre Weise ( nach dem Prinzip: er macht genau das, wovon sie abrät) dazu, sich auf das Motorrad zu schwingen.
Schließlich kommt es zu einem ironischen Finale......
 
Fazit:
Die Story bringt einen zum Nachdenken über die Rolle der Frau in der Gesellschaft und über die Beziehungen zwischen Deutschen und Ausländern. Hier werden zwei brisante Themen in einem Krimi verpackt, dem die angenehme Stimme von Ursula Werner noch zugute kommt.
Er hat mit einer MC genau die richtige Länge für etwas Spannung zwischendurch.
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story 
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Annika Dietrich, © 2003 Der Hörspiegel )