Jean-Claude Izzo
"Aldebaran"

© Jumbo / Goya LiT

Rückentext:
Im Hafen von Marseille liegt die Aldebarab fest, der Reeder ist konkurs gegangen. Die letzten drei Männer an Bord warten ohne wirkliche Hoffnung darauf, wieder auslaufen zu können. Sie erzählen, reden um ihr Leben, von ihrer Vergangenheit, von Frauen, die auf sie warten oder die sie verloren haben, von Kindern, die sie nicht haben aufwachsen sehen, von Ländern, die sie nicht vergessen können. Um sie herum Marseille, Stadt des Exils, Schmelztiegel. Auf ihren Landgängen erforschen sie den Hafen, die Bars, tauchen ein ins vibrierende Leben und in gefährliche Situationen. In der Stadt voller Erinnerungen suchen sie ihre Zukunft – mancher vergebens.
Der Sprecher Dietmar Mues zieht die Zuhörer von der ersten Minute an in eine dichte, gespannte Atmosphäre, die auch jedem Kriminalroman Ehre machen würde, Ulrich Maskes Musik setzt Akzente in dieser schillernd-multikulturellen Story.

Hörspiegel-Meinung (mb):
Worum es geht :
Ein Schiff liegt im Hafen. Doch dieses auf den ersten Blick gewöhnliche Ereignis hat einen Haken. Das Schiff sitzt fest. Nicht das es auf Grund gelaufen wäre, doch gerade dies ist im übertragenen Sinn der Fall. Der Reeder, dem das Schiff gehört ist pleite gegangen und nun liegt das Schiff im Marseiller Hafen und wartet darauf was da kommen mag.
Auf dem Schiff noch immer die Mannschaft, die sich über die Zukunft kümmern muss, dies jedoch nach Jahren der Seefahrt auf dem alten Kahn erst einmal realisieren muss.
In der Zeit des Wartens fangen die sonst eher stillen Mannschaftsmitglieder an miteinander zu reden. Es wird zu einem Gespräch über die Vergangenheit, Frauen, Kinder und die Ungewissheit der Zukunft.

Welches Genre erwartet den Hörer ?
Das Hörbuch zeigt ein Gesellschaftsbild im Milleu der Hafenlandschaft von Marseille. Ein Einblick in Existenznöte und Leben auf einem Schiff.

Wie ist das Hörbuch umgesetzt ?
Das Buch des im Jahr 2000 verstorbenen Autoren Jean-Claude Izzo wird gelesen von Dietmar Mues. Unterstützt wird Mues bei seiner Arbeit durch Musik von Ulrich Maske. Das Hörbuch ist in verschiedene Kapitel unterteilt, die jeweils von Musik eingeleitet werden. Alle drei CDs dieses Hörbuchs zeigen das gleiche Wechselspiel zwischen gelsenem Kapitel und anschließener Musikeinspielung in einer Länge von 18 Sekunden bis hin zu 1,21 Minuten.
Dietmar Mues liest das Buch mit seiner angenehmen Stimme und schafft es schnell den Leser in die Geschichte mit einzubeziehen.
Das Booklet welches den 3 CDs beigefügt ist, bietet eher wenig Informationen. Im Innern sind kurze Ausführungen zum Sprecher Dietmar Mues untergebracht. Daneben finden sich, auf den restlichen 2/3 der vorhandenen Fläche, Ankündigungen zu anderen Hörbüchern des Verlages. Auf der Rückseite ist die Trackliste mit Kapitelangabe der einzelnen CDs zu finden, die zudem auch mit ihrer Spielzeit ausgewiesen sind.
Der Rückentext des CD-Covers bietet neben dem oben aufgeführten Inhaltsabriss zusätzlich kurze Informationen zum Autoren.
Einzig das Coverbild scheint nicht zum Hörbuch zu passen, zeigt es doch eine Frau, der gerade eine Zigarette angezündet wird.

Resümee/Abschlussbewertung mit Schulnoten :
Jean-Claude Izzo beschreibt die Stadt in der das Schiff „gestrandet“ ist mit viel Liebe. Da er in dieser Stadt geboren wurde, lebte und starb, kann man verstehen, warum er die Menschen und die Stadt so gut beschreiben kann. Dietmar Mues gelingt es die Beschreibungen mit seiner Stimme ins geistige Auge des Hörers zu projezieren. Er nimmt die Schilderungen des Autors und setzt sie sprachlich hervorragend um.
Das Hörbuch ist in sich ein geschlossenes Werk, welches sowohl von der Schilderung des Autors, dem Sprecher als auch der musikalischen Untermalung lebt. Dadurch entsteht eine Schilderung, die einen Einblick in die Köpfe von Meschen gibt, die sich plötzlich mit sich selbst auseinander setzten müssen.
Ein Hörbuch, das sicherlich all jenen gefallen dürfte, die sich gern mit den Schicksalen anderer auseinander setzen.
Ein gut produziertes Hörbuch. Schade ist nur, dass das komplette Musikstück nicht noch als Bonustrack angefügt ist, denn es wäre eine sehr nette Zugabe. Zudem lässt die Aufmachung zu wünschen übrig, hätte man doch erwartet, dass mehr Informationen zum Autor gegeben würden oder das Coverbild einen Zusammenhang mit dem Inhalt des Hörbuches aufzeigen sollte. Note: 2-
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Michael Brinkschulte, © 2004 Der Hörspiegel )