Hörspiegel-Meinung (ste):
Der Roman „Shanghai Baby“ von Wei Hui
wurde in China von der Partei verboten. Das liegt wahrscheinlich daran,
dass eine junge Frau im autobiografischen Stil über das Leben einer
jungen Schriftstellerin schreibt. Dieses Leben ist geprägt von sexuellen
Gedanken und Handlungen und von einer Romantik zwischen Liebesbetrug und
Abenteuer.
Aber so wirklich viel passiert hier storytechnisch
nicht. Die Hauptdarstellerin Coco ist damit beschäftigt, ein Buch
zu schreiben und darüber hinaus damit, ihr Leben und das ihrer Freunde
unter einen Hut zu bekommen. Wei Hui beschreibt viel Emotion, aber wenig
Handlung. Und das ist auch schon der Knackpunkt dieses Hörbuches.
Man kann stundenlang zuhören, was auch auf Grund der erotisch knisternden
chinesischen Großstadtatmosphäre sehr spannend ist. Doch am
Ende fragt man sich: Und? Was ist da jetzt eigentlich passiert?
Lediglich das Ende wartet mit einer Wendung
auf, sowohl inhaltlich als auch erzähltechnisch. Und hierfür
gibt es noch einen Extrapunkt, denn das ist der Autorin gelungen: Ein überraschendes
und tieftrauriges Ende.
Ansonsten eine Liebesgeschichte wie viele
andere, ob nun in China verboten oder nicht. Mit ein paar erotischen Einlagen,
die wir allerdings auch im Nachmittagsprogramm eines jeden Privatsenders
mitbekommen könnten.
Die Lesung von Ulrike Grote hingegen ist
überzeugend und bezaubernd.
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |