Wolfgang Hohlbein
"Dunkel"
Klassiker-Review

© 1999 Lübbe Audio
Rückentext:
Einen jungen Mann treibt es während einers Gruselfilms aus dem Vorführsaal. Auf der Toilette des Kinopalastes findet er einen Mann, der an einem Herzanfall zu leiden scheint. Der herbeigerufene Notarzt kann nur noch einen unerklärlichen Tod feststellen. Den jungen Mann bestärkt das in seinem Eindruck, dass eine dritte Person zugegen war, ein Wesen, das nach anderen Gesetzen lebt als der Mensch, ein seltsames Geschöpf der Dunkelheit ...

Hörspiegel-Meinung (ste):
Wolfgang Hohlbein ist bekannt für fantasy- und mysteryreiche Actionthriller und Gruselromane. Nicht selten spielen unerklärbare Phänomene oder Grauen erregende Erscheinungen eine tragende Rolle in seinen Erzählungen.
 
In „Dunkel“ nimmt er sich dem modernen Vampir an. Vampire - diese Wesen der Dunkelheit, von jeher als düstere Blutsauger bekannt, spielen den „bösen“ Part in seinem Roman „Dunkel“. Hauptdarsteller auf der „guten“ Seite ist Jan, ein junger Mann, der seine erste Erfahrung mit den „Dunklen“ im Kino macht. Zum einen auf der Leinwand, auf der Leslie Nielsen als tollpatschiger Dracula seinen Slapstick darbietet, zum anderen auf der Herrentoilette des Kinocenters, wo ein Mann vor seinen Augen - scheinbar - einen Herzanfall erleidet. Doch war da nicht ein dunkler Schatten?
 
Plötzlich erleidet auch Jan einen Anfall, der Schatten greift nach seinem Herzen... Es stellt sich heraus, dass Vampire anders sind, als man sie aus Mythen und Märchen kennt, sie können sich tarnen, indem sie dem Verstand vorgaukeln, dass sie nur ein Schatten sind. Aber: sie lassen sich mit Hilfe von modernen Fotoapparaten zumindest ein wenig sichtbar machen. Nämlich als verschwommene Gestalten.
Ein Verwirrspiel zwischen Jan, seiner Verlobten, Vlad oder auch Nosferatu, der undurchsichtigen aber sehr attraktiven Vera und der Polizei beginnt, das unter der Stadt Neuss sein jähes Ende finden soll.
 
Eine Geschichte, die nicht gerade vor Ideenreichtum platzt und auch ansonsten viel zu wünschen übrig lässt. Bei „Dunkel“ gelingt es Hohlbein nicht, seine Charaktere mit Leben zu füllen. Zu lapidar die Konversationen, zu ruckig und langatmig die Geschichte. Es scheint fast so, als hätte der Autor keine Lust gehabt, noch neue Ideen in die Geschichte mit einfließen zu lassen. Hohlbein hat sehr viel mehr Potenzial, wie er bereits in Werken wie „Das Druidentor“ oder „Die Rückkehr der Zauberer“ vorzüglich beweisen konnte. Aber „Dunkel“ ist nur ein lahmer Abklatsch seiner vergangenen Erfolge und wenig mehr als aneinander gereihte Action-Sequenzen. Eine echte Atmosphäre kommt nicht auf. Lediglich die panischen Verfolgungsjagden wirken spannend und authentisch.
 
Ein weiterer Schwachpunkt dieses Hörbuchs ist der Sprecher. Monty Arnold ist bekannt als Comedy-Star, doch eine allzu gute Erzählerstimme für Horror-Romane hat er nicht. Er schafft es nicht, den Charakteren eine eigene Seele einzuhauchen, sondern liest stur seinen Text, und das ohne wirklich auf eine gute Betonung zu achten. So gestalten sich eigentlich spannende oder gruselige Abschnitte des Romans in langweiliges Geplänkel, und man ist allein aufgrund der Sprechleistung beinahe zu sehr abgeschreckt, um dieses Hörbuch bis zum Ende zu hören. Nichts für ungut, Monty Arnold mag sonst gute Arbeit abliefern, das vermag ich nicht zu beurteilen. Aber auf diesem Hörbuch, insbesondere wegen des Horror-Genres, ist das nicht der Fall. Schade, denn ein Sprecher wie z.B. Joachim Kerzel oder Christian Brückner hätten hier noch einiges an Atmosphäre herausholen können.
 
Den Soundtrack habe ich nicht bewertet. Zwar gibt es einen Jingle zu Beginn und zum Ende des Hörbuches, doch er passt nicht wirklich zu einem Horror-Roman, eher zu einer 60er-Jahre-Detektiv-Story à la Jerry Cotton. Nicht erwähnenswert also.
 
Das einzig wirklich Gelungene ist die Aufmachung dieses 5 CDs umfassenden Werkes.
Wenn Sie Interesse an „Dunkel“ haben, so lautet mein Tipp: hören Sie vorher ein, zwei Minuten rein und entscheiden Sie selbst, ob Ihnen der Sprecher wirklich so sehr zusagt, dass Sie über 5 Stunden mit ihm verbringen möchten.
 
Ich für meinen Teil hatte viel mehr erwartet als „Dunkel“ letztendlich bietet. Schade.
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2003 Der Hörspiegel )