Hörspiegel-Meinung (ste):
Wolfgang Hohlbein ist bekannt für
fantasy- und mysteryreiche Actionthriller und Gruselromane. Nicht selten
spielen unerklärbare Phänomene oder Grauen erregende Erscheinungen
eine tragende Rolle in seinen Erzählungen.
In „Dunkel“ nimmt er sich dem modernen
Vampir an. Vampire - diese Wesen der Dunkelheit, von jeher als düstere
Blutsauger bekannt, spielen den „bösen“ Part in seinem Roman „Dunkel“.
Hauptdarsteller auf der „guten“ Seite ist Jan, ein junger Mann, der seine
erste Erfahrung mit den „Dunklen“ im Kino macht. Zum einen auf der Leinwand,
auf der Leslie Nielsen als tollpatschiger Dracula seinen Slapstick darbietet,
zum anderen auf der Herrentoilette des Kinocenters, wo ein Mann vor seinen
Augen - scheinbar - einen Herzanfall erleidet. Doch war da nicht ein dunkler
Schatten?
Plötzlich erleidet auch Jan einen
Anfall, der Schatten greift nach seinem Herzen... Es stellt sich heraus,
dass Vampire anders sind, als man sie aus Mythen und Märchen kennt,
sie können sich tarnen, indem sie dem Verstand vorgaukeln, dass sie
nur ein Schatten sind. Aber: sie lassen sich mit Hilfe von modernen Fotoapparaten
zumindest ein wenig sichtbar machen. Nämlich als verschwommene Gestalten.
Ein Verwirrspiel zwischen Jan, seiner
Verlobten, Vlad oder auch Nosferatu, der undurchsichtigen aber sehr attraktiven
Vera und der Polizei beginnt, das unter der Stadt Neuss sein jähes
Ende finden soll.
Eine Geschichte, die nicht gerade vor
Ideenreichtum platzt und auch ansonsten viel zu wünschen übrig
lässt. Bei „Dunkel“ gelingt es Hohlbein nicht, seine Charaktere mit
Leben zu füllen. Zu lapidar die Konversationen, zu ruckig und langatmig
die Geschichte. Es scheint fast so, als hätte der Autor keine Lust
gehabt, noch neue Ideen in die Geschichte mit einfließen zu lassen.
Hohlbein hat sehr viel mehr Potenzial, wie er bereits in Werken wie „Das
Druidentor“ oder „Die Rückkehr der Zauberer“ vorzüglich beweisen
konnte. Aber „Dunkel“ ist nur ein lahmer Abklatsch seiner vergangenen Erfolge
und wenig mehr als aneinander gereihte Action-Sequenzen. Eine echte Atmosphäre
kommt nicht auf. Lediglich die panischen Verfolgungsjagden wirken spannend
und authentisch.
Ein weiterer Schwachpunkt dieses Hörbuchs
ist der Sprecher. Monty Arnold ist bekannt als Comedy-Star, doch eine allzu
gute Erzählerstimme für Horror-Romane hat er nicht. Er schafft
es nicht, den Charakteren eine eigene Seele einzuhauchen, sondern liest
stur seinen Text, und das ohne wirklich auf eine gute Betonung zu achten.
So gestalten sich eigentlich spannende oder gruselige Abschnitte des Romans
in langweiliges Geplänkel, und man ist allein aufgrund der Sprechleistung
beinahe zu sehr abgeschreckt, um dieses Hörbuch bis zum Ende zu hören.
Nichts für ungut, Monty Arnold mag sonst gute Arbeit abliefern, das
vermag ich nicht zu beurteilen. Aber auf diesem Hörbuch, insbesondere
wegen des Horror-Genres, ist das nicht der Fall. Schade, denn ein Sprecher
wie z.B. Joachim Kerzel oder Christian Brückner hätten hier noch
einiges an Atmosphäre herausholen können.
Den Soundtrack habe ich nicht bewertet.
Zwar gibt es einen Jingle zu Beginn und zum Ende des Hörbuches, doch
er passt nicht wirklich zu einem Horror-Roman, eher zu einer 60er-Jahre-Detektiv-Story
à la Jerry Cotton. Nicht erwähnenswert also.
Das einzig wirklich Gelungene ist die
Aufmachung dieses 5 CDs umfassenden Werkes.
Wenn Sie Interesse an „Dunkel“ haben,
so lautet mein Tipp: hören Sie vorher ein, zwei Minuten rein und entscheiden
Sie selbst, ob Ihnen der Sprecher wirklich so sehr zusagt, dass Sie über
5 Stunden mit ihm verbringen möchten.
Ich für meinen Teil hatte viel mehr
erwartet als „Dunkel“ letztendlich bietet. Schade.
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |