Elisabeth Herrmann
"Die 7. Stunde"

© 2007 HörbucHHamburg
Rückentext:
Am Herbert-Breitenbach-Gymnasium, einer Berliner Privatschule, hat eine Schülerin Selbstmord begangen; eine andere wird anscheinend versehentlich vergiftet. Der unterbeschäftigte, in Geldnöten steckende Rechtsanwalt Vernau übernimmt die Leitung des sogenannten TeenCourts an dieser Schule und entdeckt, daß die Schüler seiner Klasse ein Rollenspiel nach Art des »live acting role play« mit einem Leben »in time« und »out time« durchziehen. Dieses vermeintliche Spiel wird immer gefährlicher und endet schließlich in einem Amoklauf ...

Hörspiegel-Meinung (ste):
Ein Berliner Nobel-Gymnasium. Eine Schülerin, die Selbstmord beging. Ein Lehrer, der kein Lehrer ist. Und ein Geheimnis, über das alle Beteiligten beharrlich schweigen.
Rechtsanwalt Vernau ist knapp bei Kasse, also nimmt er das Angebot an, den „TeamCourt“, Rechtskundeunterricht in Form einer Art Schüler-Gericht, zu leiten. Schnell bemerkt er, dass ihm die Schulleitung nicht alles gesagt hat, was er als Hintergrundinformation benötigt um die Klasse zu leiten. Denn die verstorbene Mitschülerin schien mehr als nur ein Geheimnis zu haben. Vernau folgt der flüchtigen Spur und gerät in das jugendliche Millieu von Rollenspielern. In der LARP-Welt (= „Live Action Role Playing“) beginnt Vernau eigene Ermittlungen und kommt so auf die Spur der Wahrheit – teilweise im Spiel, teilweise in der Realität. Und beides scheint zu verschwimmen. Wer ist die rätselhafte Schwarze Königin? Und wie kann er sicher gehen, dass nicht noch mehr Morde geschehen? Mehr MORDE? Ja, denn Vernau ist sich sicher, dass der Selbstmord der Schülerin ein geschickt vertuschter Mord war. Allerdings werden ihm von vielen Seiten Steine in den Weg geräumt, und Vernau kann nicht ahnen, in welcher Gefahr er und seine Klasse sich befinden.

Elisabeth Herrmann schreibt mit „Die 7. Stunde“ einen intelligenten und modernen Kriminalroman mit lebhaften Figuren und einem modernen Touch. Sie meistert eine Gradwanderung auf Messers Schneide: Wer über Jugendkulturen schreibt und versucht, die Sprache der Jugendlichen einzufangen und nachzuahmen, der begibt sich als Autor in die Gefahr, lächerlich zu klingen. Herrmann gelingt das Kunststück beinahe leichtfertig. Sie baut Jugend- und LARP-Sprache in den Roman ein, ohne dass etwas davon kitschig oder über die Maßen klischeebehaftet klänge. Die Story ist klug geschrieben, die Spannung auf hohem Niveau und lang anhaltend bis zum Schluss, wo dem Hörer noch eine Dürrenmatt’sche „schlimmstmögliche Wendung“ erwartet.

Meisterhaft ist auch Boris Aljinovic‘ Lesung. Er liest ruhig, betont, stets passend und steuert zu einer dichten Atmosphäre bei. Er ist für mich derzeitig einer der besten deutschen Hörbuchinterpreten.

Fazit: Ein Muss für alle Freunde des deutschen Krimis! Davon können sich diverse US-amerikanische oder britische „Kult“-Thrillerautoren mal eine Scheibe abschneiden!
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story 
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2007 Der Hörspiegel )