Hörspiegel-Meinung (ste):
Ein Berliner Nobel-Gymnasium. Eine Schülerin,
die Selbstmord beging. Ein Lehrer, der kein Lehrer ist. Und ein Geheimnis,
über das alle Beteiligten beharrlich schweigen.
Rechtsanwalt Vernau ist knapp bei Kasse,
also nimmt er das Angebot an, den „TeamCourt“, Rechtskundeunterricht in
Form einer Art Schüler-Gericht, zu leiten. Schnell bemerkt er, dass
ihm die Schulleitung nicht alles gesagt hat, was er als Hintergrundinformation
benötigt um die Klasse zu leiten. Denn die verstorbene Mitschülerin
schien mehr als nur ein Geheimnis zu haben. Vernau folgt der flüchtigen
Spur und gerät in das jugendliche Millieu von Rollenspielern. In der
LARP-Welt (= „Live Action Role Playing“) beginnt Vernau eigene Ermittlungen
und kommt so auf die Spur der Wahrheit – teilweise im Spiel, teilweise
in der Realität. Und beides scheint zu verschwimmen. Wer ist die rätselhafte
Schwarze Königin? Und wie kann er sicher gehen, dass nicht noch mehr
Morde geschehen? Mehr MORDE? Ja, denn Vernau ist sich sicher, dass der
Selbstmord der Schülerin ein geschickt vertuschter Mord war. Allerdings
werden ihm von vielen Seiten Steine in den Weg geräumt, und Vernau
kann nicht ahnen, in welcher Gefahr er und seine Klasse sich befinden.
Elisabeth Herrmann schreibt mit „Die 7. Stunde“ einen intelligenten und modernen Kriminalroman mit lebhaften Figuren und einem modernen Touch. Sie meistert eine Gradwanderung auf Messers Schneide: Wer über Jugendkulturen schreibt und versucht, die Sprache der Jugendlichen einzufangen und nachzuahmen, der begibt sich als Autor in die Gefahr, lächerlich zu klingen. Herrmann gelingt das Kunststück beinahe leichtfertig. Sie baut Jugend- und LARP-Sprache in den Roman ein, ohne dass etwas davon kitschig oder über die Maßen klischeebehaftet klänge. Die Story ist klug geschrieben, die Spannung auf hohem Niveau und lang anhaltend bis zum Schluss, wo dem Hörer noch eine Dürrenmatt’sche „schlimmstmögliche Wendung“ erwartet.
Meisterhaft ist auch Boris Aljinovic‘ Lesung. Er liest ruhig, betont, stets passend und steuert zu einer dichten Atmosphäre bei. Er ist für mich derzeitig einer der besten deutschen Hörbuchinterpreten.
Fazit: Ein Muss für alle Freunde des
deutschen Krimis! Davon können sich diverse US-amerikanische oder
britische „Kult“-Thrillerautoren mal eine Scheibe abschneiden!
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |