Hörspiegel-Meinung (ste):
Er galt über viele Jahre hinweg als
die Referenz und das Standardwerk der Science Fiction, an dem sich alle
neuen Sci-Fi-Storys messen mussten: Der Roman "Der Wüstenplanet" von
Frank Herbert. Verschiedene Verfilmungen haben es nicht geschafft, die
Komplexität des Buches wiederzugeben, nicht einmal der Kult-Regisseur
David Lynch hat dies vollbringen können. Man darf es ihm jedoch nicht
übel nehmen, denn was Frank Herbert mit "Dune" (Originaltitel) geschaffen
hat ist mehr als lineare Science Fiction: Es ist ein historisch-politischer
Roman, der in einer fernen Zukunft und auf einem fremdartigen Planeten
angesiedelt ist. Doch es gibt nicht nur diese politisch-erzählerische
Ebene, sondern "Dune" ist gleichzeitig ein Abenteuerroman, eine theologische
Abhandlung und eine Liebesgeschichte. Es handelt von Verrat und Freundschaft,
von Kompromissen und Mut, von den vielen Seiten einer Medaille. "Dune"
ist obendrein ein psychedelischer, bewußtseinserweiterndes Meisterwerk.
Kein Wunder also, dass sich Filmemacher mit der Fülle an Themen und Metaebenen schwer tun. Anders jedoch das Medium Hörbuch. Und Lübbe Audio wagt das Mammut-Projekt, "Den Wüstenplaneten" ungekürzt als Hörbuch zu vertonen.
Dafür sind selbstverständlich gute Sprecher unumgänglich. Und die hat man mit Simon Jäger, Jürgen Prochnow und Marianne Rosenberg gefunden. Diese Mischung erscheint zunächst sehr gewagt, doch sie weiß zu gefallen. Der hoch talentierte Jäger hat spricht die Erzählstränge des jungen Paul auf seinem Weg zum Anführer des Wüstenvolks. Der Hollywood-Schauspieler Jürgen Prochnow hat in der Summe weniger Parts als Jäger, doch auch er macht seine Sache gut, obgleich er noch nicht so viel Hörbucherfahrung aufwarten kann. Unangenehm fällt auf, dass die Aussprache bestimmter Namen von Prochnow und Jäger unterschiedlich umgesetzt werden. Das liegt zweifelsfrei daran, dass die Tonaufnahmen in unterschiedlichen Studios aufgenommen wurden und vermutlich auch von unterschiedlichen Regisseuren. Schade. Ganz besonders positiv überraschend empfinde ich den Einsatz Marianne Rosenbergs als die Stimme der Prinzessin Irulan, die im Dokumentarstil kurze Zitate aus ihren Büchern zwischen den erzählerischen Kapiteln zum Besten gibt. Es ist in der Tat DIE Marianne Rosenberg ("Er gehört zu mir"). Es würde mich nicht wundern, wenn man ihren Namen künftig auf weiteren Hörbüchern lesen würde. Die kurzen Sätze der Einleitung der beiden Hörbücher spricht - wenn mich nicht alles täuscht - Jürgen von der Lippe.
Der Roman erscheint in seiner Originalfassung
auf zwei separaten Hörbüchern à 12 CDs. Fazit: Operation
"Dune-Hörbuch" gelungen.
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |