Hörspiegel-Meinung (tw):
Bereits jetzt ist Mark Haddon der große
Wurf geglückt: der Protagonist seines Romans ist ein Anti-Held wider
Willen, wie er bislang in kaum einem Buche steht. Christopher Boone wird
uns als Asperger-Autist vorgestellt, also als Kind mit ebenso außergewöhnlichen
Begabungen wie merkwürdigen Schwierigkeiten im Umgang mit seinen Mitmenschen.
Haddon, der in seinen Roman die eigenen beruflichen Erfahrungen einfließen
ließ, lässt Christopher allerdings nicht hinter der Entwicklungsstörung
verschwinden, sondern eröffnet zahlreiche uns doch irgendwie bekannte
Perspektiven auf einen Jungen, dem wir selbst wahrscheinlich öfter
ähneln, als uns oberflächlich bewusst ist. Ob von uns allerdings
jemand so viel Elan und Mut zur Selbstüberwindung aufbringen würde
wie Christopher, der sich trotz all seiner Ängste aufmacht, den Mörder
des Nachbar-Hundes auf zu spüren? Für Christopher beginnt mit
der Suche eine ganze eigene Reise durch die Abgründe unserer Gesellschaft,
in welcher selbst die Familie ungeahnte Abgründe bereit hält.
Das Hörbuch ist ein Paradebeispiel
für die Banalisierung einer spannenden Geschichte durch eine recht
biedere Lesung. Rufus Beck hat hier einen Job erledigt, mehr leider nicht.
Eine Lesung von der Stange, ohne sonderliches Einfühlungsvermögen
und ohne Tiefe. Das ist schade, wenn man bedenkt, welche Möglichkeiten
die Vorlage bietet.
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |