Gruselmärchen
mit Alptraumgarantie

© 2002 LPL Records
Rückentext:
Ein junger Schriftsteller bleibt eines Nachts während eines Unwetters mit dem Auto liegen. Er findet Zuflucht bei einem netten kultivierten Mann, der in dieser Nacht keinen Schlaf findet. Aus Dankbarkeit für das warme Plätzchen am Kamin liest ihm der junge Autor aus seinem neuesten Manuskript vor. Die Märchen, die er dort zusammengetragen hat, hörte noch nie ein Mensch zuvor. Doch ahnt der junge Autor nicht, wer sein Gastgeber wirklich ist …

Hörspiegel-Meinung (ste):
Märchen sind von jeher als Gute-Nacht-Geschichten für Kinder bekannt und dazu gedacht, wichtige Pointen und Anekdoten über Generationen hinweg weiterzugeben.
Und wer kennt sie nicht, die Abenteuer von Hänsel und Gretel, Schneewittchen oder dem Struwwelpeter. Zwar sind diese Märchen immer von latent vorhandener Brutalität und Blutrünstigkeit gekennzeichnet, doch jedes Kind weiß: Märchen haben immer ein gutes Ende, komme, was wolle!
Doch das Hörspiellabel LPL Records beweist uns, dass es auch anders geht.
 
Auf der Doppel-CD „Gruselmärchen mit Alptraumgarantie“ bleibt ein junger Schriftsteller des Nachts mit dem Auto liegen und findet Hilfe bei einem netten Herrn, der in dieser Nacht nicht schlafen kann. Kurzerhand setzen sich beide an den Kamin, und der Schriftstelller packt seine Manuskripte aus, um sie seinem Gastgeber vorzulesen.
 
LPL Records liefert mit „Gruselmärchen mit Alptraumgarantie“ eine gekonnte Mischung aus Hörspiel und Lesung ab. Die Rahmenhandlung zwischen Schriftsteller und Gastgeber, versetzt mit einigen atmosphärischen Geräuschen (Ticken der Uhr, Knistern des Kamins, Rascheln des Papiers), wird immer wieder mit den die Lesungen des Märchen-Autors versetzt. Diese Lesungen sind teilweise mit leiser, spannungsgeladener Elektro-Musik der Gruppe „Mountain Birds“ versetzt.
 
Im Booklet steht geschrieben, dass fünf der sechs Märchen auf Stoff unbekannterer Grimmscher Hausmärchen basieren. Und diese von Stephen B. Taylor und Lars Peter Lueg weiterentwickelten Ideen haben es in sich. Ich möchte nicht auf die einzelnen Stücke eingehen, die sollten Sie sich schon selbst anhören. Doch alle haben eines gemeinsam: sie sind abgrundtief böse und enden so unheilvoll wie kaum ein anderes Märchen. Blutrünstig und schwarz, so dass man mitunter auch von „Horrormärchen“ sprechen darf. In Kinderhände gehört dieses CD-Pack folglich nicht.
 
Stéphane Bittoun, der mit seiner gefühlvollen Betonung eine überaus gruselige Atmosphäre zu schaffen vermag, leiht dem Hauptdarsteller seine Stimme. Der Gastgeber, der sich am Ende der Rahmenhandlung unerfreulicher Weise als ein „alter Bekannter“ entpuppt, wird von Lars Peter Lueg, dem Mann hinter LPL Records, verkörpert. Auch er leistet gute Arbeit, wenn ich mir für diese im Endeffekt bösartige Rolle auch gut einen Joachim Kerzel hätte vorstellen können. Dennoch gefällt mir die sprecherische Umsetzung gut.
 
Was mir leider nicht so gut gefällt, ist die Aufmachung. Quietschbunt und minimalistisch. Hier hätte ich mir statt eines Strichmännchens mit abgerissenem Arm ein passend düsteres Layout, vielleicht mit dem Bild eines verfallenen Schlosses oder ähnlichem gewünscht. Doch davon sollten sich interessierte Hörer nicht abschrecken lassen, denn die Doppel-CD hält, was ihr Titel verspricht.
 
Die „Gruselmärchen mit Alptraumgarantie“ bieten über zwei Stunden Gänsehaut. Die Garantie wird in der Tat eingehalten. Blutig, grauenvoll, böse und schaurig-genial.
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story 
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2003 Der Hörspiegel )