Jean-Christophe Grangé
"Das Imperium der Wölfe"

© 2008 Lübbe Audio
Rückentext:
Als im Pariser Türkenviertel drei unglaublich grausame Morde an rothaarigen Frauen geschehen, tritt Inspektor Paul auf den Plan. Was zunächst wie die Tat eines wahnsinnigen Serienmörders wirkt, steht schon bald in Zusammenhang mit der türkischen Mafia. Bei den Opfern handelt es sich offenbar um "Fehlgriffe". Denn es ist eine ganz bestimmte Frau, auf die es der Mörder abgesehen hat ...

Hörspiegel-Meinung (ste):
Schon wieder eine tote Frau. Gefunden wie die anderen im türkischen Viertel von Paris. Vor ihrem Tod wurde sie grauenhaft gefoltert und muss unbeschreibliche Qualen durchlebt haben. Inspektor Paul ist ratlos. Alle Opfer sind sich ähnlich. Sucht der oder die Täter eine bestimmte Frau, von der er nicht genau weiß, wie sie aussieht? Im Laufe der Ermittlungen stellt sich heraus, dass die Täter offenbar doch nicht die richtigen Frauen getötet haben. Paul sucht Hilfe bei einem pensionierten Kollegen. Er kennt das Türkenviertel wie seine Westentasche. Doch seine Methoden sind mehr als Fragwürdig. Immer tiefer geraten die beiden Ermittler in den Sumpf aus Geheimnissen, Mord, Gewalt und türkischen Mafia-Strukturen.

Parallel dazu kämpft eine junge Frau darum, ihr Gedächtnis wieder zu finden. Ist ihr Mann wirklich ihr Mann? Sie kennt ihn von einem auf den anderen Moment nicht mehr. Was geht hier vor? Sie versucht, ihre eigene Vergangenheit aufzurollen und lüftet dabei ein unfassbares Geheimnis.

Natürlich treffen sich beide Storystränge, so viel darf verraten werden. Und wer Jean-Christophe Grangés Romane kennt (z.B. "Die purpurnen Flüsse", "Das schwarze Blut", "Das Herz der Hölle" oder "Der Flug der Störche"), der weiß, dass hier viele Geheimnisse darauf warten, entdeckt zu werden. Und mehr als eine Person trägt eine Maske. Diese grundsätzlich positive Eigenschaft des Buches sorgt leider dafür, dass Grangé-Freunde inzwischen erwarten, dass so etwas passiert und dass sich die Geschichte in eine Richtung entwickelt, die möglichst weit vom Ausgangspunkt entfernt ist. Er weiß, dass die Auflösung mit einem Geheimnis mindestens eines der Protagonisten verbunden ist. Und so kann der fleißige Grangé- Leser oder -Hörer viele erzählerische Entwicklungen vorausahnen.

Joachim Kerzel, inzwischen Stammsprecher von Grangé-Hörbüchern, liefert einmal mehr eine hervorragende Interpretation ab. Ich hätte es als positiv empfunden, wenn die Erzählstränge aus der Sicht der weiblichen Hauptperson auch von einer Frau gelesen worden wären. Diese Chance wurde leider nicht genutzt. Die musikalische Untermalung des Hörbuches ist stellenweise von nicht ausreichender Qualität. Die verwendeten Sounds klingen künstlich, und die Musik, die zur Spannungsunterstützung eingesetzt wird, ist hackelig, unrhythmisch, falsch geloopt. Es irritiert mehr als zur Spannung beizutragen.

Für mich ist "Das Imperium der Wölfe" leider das bislang schlechste Grangé-Hörbuch, eben weil es relativ durchschaubar ist. Wer die anderen genannten Geschichten noch nicht kennt, für den wird es sich bestimmt anders darbieten, für ihn werden die Wendungen unerwartet sein.
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2008 Der Hörspiegel )