Hörspiegel-Meinung (ste):
Frau Ruth Frau ist eine Ikone. Um nicht
zu sagen „Die Ikone“ der Adenauer-Ära. Man nennt sie auch „Die Frau“,
so wie es „Die Dietrich“ heißt. Ruth Frau ist seit nunmehr 20 Jahren
nicht mehr in den Medien aufgetreten, seit sie „diesen Skandal“ mit dem
Klatschblatt „Die Koralle“ hatte. Nun aber bricht sie ihr Schweigen, allerdings
hauptsächlich um die CD ihres verstorbenen Lebensgefährten David
de München vorzustellen. Doch der Radioredakteur hat verständlicherweise
mehr Interesse daran, Frau Frau zu interviewen als die schnöde Schnulzen-Musik
anzuspielen.
Max Goldt mag es gern, in fingierten Radiointerviews
mehrere Rollen zu übernehmen. In diesem sehr langen Interview spricht
er sowohl den Interviewer als auch Ruth Frau. Sogar die Musikzwischenstücke
von David de München – Sie können es sich denken – ja, Max Goldt
singt sie.
Eine erfundene Lebensgeschichte, ein erfundenes
Gespräch. Das interessante daran: Genauso hätte es sein können.
Goldt zeigt sich einmal mehr als aufmerksamer Beobachter und Zuhörer,
denn die gesamte fingierte Sendung könnte so oder so ähnlich
über den Äther gegangen sein.
Man muss aber schon Goldt-Fan sein, um die komplette Geschichte in einem durchzuhören. Ich bin Goldt-Fan und ich fand sie okay. Nicht so gut wie die vorgelesenen Kolumnen auf „Wenn man einen weißen Anzug anhat“, „Für Nächte am offenen Fenster“ oder „Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens“, weil einfach die Abwechslung fehlt.
Wer sich also zum ersten Mal mit Max Goldt
beschäftigt, dem empfehle ich eines der besagten Werke. Und wem das
so gut gefällt, wie es mir gefällt, der möge sich dann auch
gern an die „Koralle“ heranwagen.
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