Anna Gmeyner
"Manja"

© 2007 Hörkultur
Rückentext:
Der Roman erzählt vom Leben in einer deutschen Stadt in den Jahren 1920 bis 1934 am Beispiel der Geschicke von fünf Familien, die ganz unterschiedliche gesellschaftliche Milieus repräsentieren. Im Vordergrund die Kinder, sowohl des klassenbewussten, politisch engagierten Arbeiters als auch des grossbürgerlichen jüdischen Bankiers. Daneben die des liberalen, konfessionslosen intellektuellen Arztes, des faschistischen Kleinbürgers und schließlich des verarmten ostjüdischen Einwanderers. In expressiver Bildlichkeit führt Anna Gmeyner das kollektive Wegsehen der Deutschen vor der alltäglichen Inhumanität vor Augen und dokumentiert in eindringlicher Weise, wie die nationalsozialistische Gesellschaftspolitik Zusammenbruch des Familienzusammenhalts zielte.
Iris Berben, die ihre Populatität auch als Instrument gegen das Vergessen, gegen Antisemitismus und für Toleranz einbringt, war dieses Hörbuch ein besonderes Anliegen. In ihren viel beachteten Lesungen erinnert sie immer wieder an die Opfer des Nationalsozialismus. Für ihre Bemühungen um Aussöhnung zwischen Deutschen und Juden ist sie mehrfach ausgezeichnet worden.

Hörspiegel-Meinung (mb):
Worum es geht:
Dieses Hörbuch gibt ein Bild der Gesellschaft wieder, die mit offenen Augen auf die Herrschaft der Nationalsozialisten zusteuert und doch nicht hinschaut. Die Kinder der fünf Familien, die hier im Focus stehen, verdeutlichen die Situation, in der verschiedene Gesellschaftsschichten damals waren. Manja, die Titelfigur steht dabei in einer besonderen Position, schafft sie es doch Hoffnung zu vermitteln, wo Trostlosigkeit herrscht.

Welches Genre erwartet den Hörer ?
Ein Roman um fünf Kinder. (Ankündigung auf der Erstauflage des Romans.)
Ein geschichtlich fundierter Roman als Zeitzeugnis und Mahnung mit zum Teil märchenhaften Zügen!

Wie ist das Hörbuch umgesetzt?
In einem aufwändigen CD-Buch mit ausführlichem Booklet ist das Hörbuch auf 12 CDs festgehalten. Es handelt sich um eine gekürzte Romanfassung, die Iris Berben in einer ganz eigenen Art vorträgt. Sanft, zwischen Sachlichkeit und den Zuhörer berührender Emotion liest Frau Berben. Der Hörer wird schnell in den Bann der Stimme gezogen, die ihn langsam aber stetig in die Geschichte, in die Vergangenheit unseres Landes hinein zieht.
Die Aufmachung des Hörbuches ist eher schlicht, das Cover ziert ein Sternengebilde, das Booklet zeigt Feuerwerk.
Im Booklet finden sich ausführliche Informationen zum Roman, zur Autorin und zur Sprecherin. Zudem finden sich Abbildungen im Booklet. Auf der Rückseite sind die Tracklisten aller CDs zu finden.

Resümee/Abschlussbewertung mit Schulnoten:
„Ein Roman um fünf Kinder“, so ist es auf der Erstauflage des Romans zu lesen, die im Booklet abgebildet ist. Schlicht und ohne eine Andeutung daraufhin zu machen, welch tiefgründiges Werk den Leser erwartet steht diese Ankündigung dar. Lässt man sich auf das Hörbuch ein, so versinkt man in einer Zeit, die nicht viel Hoffnung enthielt.
Gesellschaftskritisch mit den Blick auf Entwicklungen, die bei Erscheinen des Romans noch nicht ihren Höhepunkt erreicht hatten, entwickelt sich eine Geschichte, die nachdenklich stimmt, jedoch auch bis zur letzten Minute zu fesseln weiß.
Ein hervorragender Vortrag von Iris Berben lässt hier einen Roman aus der Vergangenheit, neu ins Gedächtnis der Hörer treten. Manja, ein Blick auf den Anfang dessen, was nie hätte geschehen dürfen.
Note 1
 

Hörspiegel-Skala:
1. Storys 
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Michael Brinkschulte, © 2008 Der Hörspiegel )