Hörspiegel-Meinung (ste):
Die Journalistin Amelie Fried liefert
mit „Der Jungfrauenmörder“ eine kriminalistische, emotionsreiche Kurzgeschichte
ab, die so verblüffend wie erschreckend ist.
Der Junge Jasper ist kein normales Kind.
Er weiß das, was auch kein Wunder ist, denn seine Mutter hält
es ihm oft genug vor. Jasper ist vernarrt in junge Mädchen, würde
gern einmal eines anfassen. Eines Tages findet er ein nacktes Mädchen
im Wald, und es ist schön, sich diesem zerbrechlichen Geschöpf
zu widmen.
Er trägt die Tote in seine Höhle
und berührt ihren Körper. Er begeht sexuelle Handlungen an ihr.
Doch was aus unserer Sicht erschreckend
wirkt, sieht aus Jaspers Augen betrachtet harmlos, gar liebevoll aus. Liebe
ist der Grund für all seine Handlungen.
Nicht lang dauert es, da findet Jasper
ein weiteres Mädchen. Was wird passieren?
Amelie Fried gelingt es, ein psychologisch
hochinteressantes Thema in ihre Geschichte einzubetten. Wie sehen die Träume
eines heranwachsenden Sonderlings mit sexuellen Präferenzstörungen
aus seiner Sichtweise aus? Ohne die eigentliche Hauptfrage der Story konkret
zu beantworten, wer der Jungfrauenmörder ist, liefert sie eine spannende
Erzählung mit einem erschreckenden, für uns widerwärtigen,
für Jasper liebevollen Showdown ab.
Erzählt wird „Der Jungfrauenmörder“
von dem deutschen Schauspieler Christian Berkel („Tatort“, „Polizeiruf
100“). Er legt dem Hörer Jaspers Träume mit einfühlsamer
Stimme überzeugend ins Ohr.
Einziges Manko dieser Geschichte: Sie
ist viel zu kurz und bietet viel mehr inhaltliches Potential als man in
den 22 einhalb Minuten zu Hören bekommt. So ist die LIDO-Produktion
„Der Jungfrauenmörder“ eine tolle Geschichte für den anspruchsvollen
Hörgenuss zwischendurch.
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |