Hörspiegel-Meinung (ste):
„Gift per e-mail“, tja, was könnte
das wohl sein? Genau: ein Virus. Aber einer, der sich gewaschen hat.
Dieser Virus taucht nämlich auf dem
PC von Mrs. Baker, auf; einer Klientin, die furchtbare Angst vor Quallen
hat. Was steckt dahinter? Die drei ??? erfahren, dass ihre Phobie auf einem
Tauchgang beruht, bei dem sie von vielen glitschigen Quallen in einem alten
Bootswrack attackiert wurde.
Eigentlich könnten sich die drei ???
sofort an die Lösung des Falls begeben, wäre da nicht der scharfe
Konkurrent Dick Perry, der die drei Detektive aus Rocky Beach auf die übelste
und unsympathischste Weise bei Mrs. Baker schlecht macht. Und: er bekommt
den Auftrag, den Fall zu lösen.
Doch das lassen sich Justus, Peter und
Bob natürlich nicht einfach so gefallen und ermitteln auf eigene Faust.
Ein Wettrennen beginnt, bei denen Perry scheinbar immer einen kleinen Schritt
voraus ist. Mit Hilfe eines befreundeten Computer-Spezialisten und kombinatorischem
Scharfsinn hoffen die drei ??? dennoch, diesen „Schnitzeljagd“-Fall zu
lösen.
Eine nette Idee, die Autor Ben Nevis verfolgt,
leider hakt sie hier und da an Unglaubwürdigkeiten und Übertreibungen.
Wenn ich unter Wasser von einer Qualle angegriffen werde, ja mein Gott,
dann kreische ich nicht gleich wie wild, wenn ich eine Grafik-Qualle auf
meinem Computer-Monitor sehe... und fasse den PC fortan nicht mehr an.
Außerdem ist diese Folge recht leicht
zu durchschauen, man ahnt die Zusammenhänge, vielleicht sogar die
Lösung, lange im Voraus.
„Gift per e-mail“ hätte ich mir eher als Storybasis für ein „Drei ??? Kids“-Buch vorstellen können, denn einen erfahrenen „Drei ???“-Hörer bzw. Leser kann man mit dieser Episode spannungstechnisch nicht unbedingt vom Hocker hauen. Eine „normale“ Krimi-Geschichte mit Internet-Flair. Etwas ähnliches hatten wir bei „Angriff der Computerviren“ oder „Vampir im Internet“ auch schon... Es scheint mir, als sei Ben Nevis das bislang schwächste Glied in der „Drei ???“-Autoren-Familie. Verglichen mit den Storys von André Marx wirken solch „Drei ???“-untypische (und vor allen Dingen „abgehobene“) Erzählungen wie „Todesflug“ oder „Tal des Schreckens“ eher mager. Zugegeben, „Gift per e-mail“ ist bodenständiger, aber das war’s dann auch schon.
Verbesserungsfähig ist, von der Story
einmal abgesehen, der technoide Soundtrack dieser Folge.
Allerdings wurden die Sprecher mal wieder
sehr gut von Europa ausgewählt. Vor allen Dingen Ernst Hilbig gefällt
mir prima in seiner fiesen Rolle als Dick Perry. Auch der neue Erzähler
Thomas Fritsch leistet hervorragende Arbeit als Nachfolger des verstorbenen
Matthias Fuchs. Er versteht es, Pasetti- und Fuchs-Elemente zu vereinen,
bringt aber stets seinen eigenen Charme mit ein.
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |
(Nico Steckelberg, © 2002 Der Hörspiegel )