Hörspiegel-Meinung (ste):
Der deutsche Science-Fiction- und Thriller-Autor
Andreas Eschbach ist durch seine großartigen Ideen für seine
Romane „Das Jesus-Video“ und „Eine Billion Dollar“ in den Bestsellerlisten
gelandet. Geprägt sind diese Storys durch eine enorme Spannung und
frischen Wind. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an Eschbachs
neueste Story „Der letzte seiner Art“, die nun als Hörbuch bei Lübbe
Audio erschien.
Es geht um einen ehemaligen Soldaten, der
(trotz seines noch jungen Alters) seinen Ruhestand in einem kleinen irischen
Fischerdorf mehr oder weniger genießt. Sein Problem: Er gehörte
dem Geheimprojekt „Steelman“ an. Dabei wurden körperlich perfekte
Soldaten technisch und im Terminator-Stil durch Computerimplantate zu menschlichen
Kampfmaschinen umgebaut. Die Story spielt allerdings nicht in der Zukunft,
sondern in der Gegenwart, das ist das besondere daran. Eschbachs Roman
fängt an, wo die Probleme mit den Implantaten bereits weit fortgeschritten
sind. Er beschreibt Systemausfälle und die schwerwiegenden Nachteile,
die dem Ich-Erzähler durch den Eingriff im Nachhinein entstehen. Er
findet neue Dinge über sich heraus und gerät schließlich
in ein mörderisches Komplott der Regierung, und es scheint so, als
könne man keine Zeugen mehr für das ehemalige Projekt gebrauchen.
Eschbachs Story kommt mir ungefähr
so vor: Man nehme das Gerüst einer ganz gewöhnlichen Kriminal-
oder Agentenstory, in der die Frage „Wem kann ich trauen?“ ebenso wichtig
ist wie eine technische Ausrüstung im James-Bond-Stil. Hinzu fügen
wir die essentielle Frage nach der Wahrheit, das ganze vor der ruhigen
Kulisse eines irischen Dorfes. Weitere Elemente: Eine eher flache Liebesgeschichte
und eine im Untergrund agierende Widerstandsorganisation. Im Wesentlichen
lebt diese Geschichte jedoch von minutenlangen Beschreibungen dessen, was
der Hauptdarsteller früher alles mit seinem Cyborg-Körper machen
konnte und welche Probleme dadurch heute auftreten.
Und so haben wir hier viele Dinge, die
nicht zusammen passen, alles wird irgendwie lieblos angefangen, aber nichts
wird konkret zu einem überzeugenden Ende geführt. Und außer
ein paar wenigen Action-Einlagen gibt es kaum Höhepunkte in dieser
Geschichte.
Gelesen wird die gekürzte Romanfassung von Schauspieler Martin May (bekannt u.a. aus „Das Boot“). Er macht das nicht schlecht, obwohl ich mir zwischendurch immer wieder gedacht habe: Warum haben sie nicht Benjamin Völz (z.B. Synchronsprecher von „Moulder“ aus „Akte X“) oder David Nathan (alias "Johnny Depp") hierfür genommen? Sie hätten die Story durch ihre leicht lethargischen Sprechweisen meines Erachtens noch ein wenig authentischer übermitteln können. May überzieht seine Ich-Erzähler-Rolle manchmal zu stark.
Als Fazit lässt sich sagen: Andreas
Eschbach kann definitiv mehr. Wer den Autor also kennen lernen möchte,
dem kann ich die bereits oben genannten Lübbe-Produktionen uneingeschränkt
ans Herz legen. „Der letzte seiner Art“ ist (hoffentlich) ein Ausrutscher.
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |