Andreas Eschbach
"Der Letzte seiner Art"

© 2004 Lübbe Audio
Rückentext:
In einem kleinen irischen Fischerort lebt ein Mann, der ein Geheimnis hütet. Nein, mehr als das - er selbst ist das Geheimnis. Duane Fitzgerald ist das Ergebnis eines geheimen militärischen Experiments. Er hatte sich freiwillig dafür gemeldet. Doch das Experiment, der Versuch, einen perfekten Soldaten zu schaffen, war auf schreckliche Weise gescheitert. Statt zu einem perfekten Krieger wurde er zum Invaliden, halb Mensch, halb Maschine. Alles, was er noch will, ist ein Leben in Ruhe und Frieden. Doch einer kennt sein Geheimnis. Er ist unterwegs, er sucht ihn ...

Hörspiegel-Meinung (ste):
Der deutsche Science-Fiction- und Thriller-Autor Andreas Eschbach ist durch seine großartigen Ideen für seine Romane „Das Jesus-Video“ und „Eine Billion Dollar“ in den Bestsellerlisten gelandet. Geprägt sind diese Storys durch eine enorme Spannung und frischen Wind. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an Eschbachs neueste Story „Der letzte seiner Art“, die nun als Hörbuch bei Lübbe Audio erschien.

Es geht um einen ehemaligen Soldaten, der (trotz seines noch jungen Alters) seinen Ruhestand in einem kleinen irischen Fischerdorf mehr oder weniger genießt. Sein Problem: Er gehörte dem Geheimprojekt „Steelman“ an. Dabei wurden körperlich perfekte Soldaten technisch und im Terminator-Stil durch Computerimplantate zu menschlichen Kampfmaschinen umgebaut. Die Story spielt allerdings nicht in der Zukunft, sondern in der Gegenwart, das ist das besondere daran. Eschbachs Roman fängt an, wo die Probleme mit den Implantaten bereits weit fortgeschritten sind. Er beschreibt Systemausfälle und die schwerwiegenden Nachteile, die dem Ich-Erzähler durch den Eingriff im Nachhinein entstehen. Er findet neue Dinge über sich heraus und gerät schließlich in ein mörderisches Komplott der Regierung, und es scheint so, als könne man keine Zeugen mehr für das ehemalige Projekt gebrauchen.
Eschbachs Story kommt mir ungefähr so vor: Man nehme das Gerüst einer ganz gewöhnlichen Kriminal- oder Agentenstory, in der die Frage „Wem kann ich trauen?“ ebenso wichtig ist wie eine technische Ausrüstung im James-Bond-Stil. Hinzu fügen wir die essentielle Frage nach der Wahrheit, das ganze vor der ruhigen Kulisse eines irischen Dorfes. Weitere Elemente: Eine eher flache Liebesgeschichte und eine im Untergrund agierende Widerstandsorganisation. Im Wesentlichen lebt diese Geschichte jedoch von minutenlangen Beschreibungen dessen, was der Hauptdarsteller früher alles mit seinem Cyborg-Körper machen konnte und welche Probleme dadurch heute auftreten.
Und so haben wir hier viele Dinge, die nicht zusammen passen, alles wird irgendwie lieblos angefangen, aber nichts wird konkret zu einem überzeugenden Ende geführt. Und außer ein paar wenigen Action-Einlagen gibt es kaum Höhepunkte in dieser Geschichte.

Gelesen wird die gekürzte Romanfassung von Schauspieler Martin May (bekannt u.a. aus „Das Boot“). Er macht das nicht schlecht, obwohl ich mir zwischendurch immer wieder gedacht habe: Warum haben sie nicht Benjamin Völz (z.B. Synchronsprecher von „Moulder“ aus „Akte X“) oder David Nathan (alias "Johnny Depp") hierfür genommen? Sie  hätten die Story durch ihre leicht lethargischen Sprechweisen meines Erachtens noch ein wenig authentischer übermitteln können. May überzieht seine Ich-Erzähler-Rolle manchmal zu stark.

Als Fazit lässt sich sagen: Andreas Eschbach kann definitiv mehr. Wer den Autor also kennen lernen möchte, dem kann ich die bereits oben genannten Lübbe-Produktionen uneingeschränkt ans Herz legen. „Der letzte seiner Art“ ist (hoffentlich) ein Ausrutscher.
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2004 Der Hörspiegel )