Friedrich Dürrenmatt
"Der Verdacht"
Klassiker-Review

© 1998 Steinbach Sprechende Bücher
Rückentext:
Der Berner Kommissar Bärlach, er steht kurz vor seiner Pensionierung, liegt nach einer Krebsoperation im Krankenhaus. Durch Zufall schöpfen er und sein Arzt, Dr. Hungertobel, gegen den Chef einer Züricher-Klinik einen schrecklichen Verdacht: Hinter dem Biedermann Dr. Emmenberger - so vermuten die beiden - verberge sich KZ-Arzt Dr. Nehle, der während der Nazizeit im KZ Stutthof Hunderte von Häftlingen ohne Narkose operiert hatte. Bärlach will der Spur nachgehen und lässt sich unter falschem Namen in die Klinik Dr. Emmenbergers einweisen.
 
Hörspiegel-Meinung (mb):
Worum es geht:
Mit Aufkommen des Verdachtes gegen den Chefarzt einer Nobel-Klinik verbeißt sich der kranke Kommissar Bärlach in die Auflösung des Falles, der sich für ihn daraus ergibt. Er versucht mit Hilfe seiner Verbindungen die wahre Identität des Dr. Emmenberger zu klären. Durch sein einschleusen in die Klinik des unter Verdacht geratenen Arztes begibt sich Bärlach in Gefahr.
 
Welches Genre erwartet den Hörer?
Bei diesem Hörbuch handelt es sich um die wortgetreue Lesung des von Friedrich Dürrenmatt im Jahre 1953 veröffentlichten Kriminalromans. Die Lesung erfolgt mit verteilten Rollen.
 
Wie ist das Hörspiel umgesetzt?
Dieses Hörbuch, welches 4 CDs umfasst und ca. 300 Minuten Spielzeit hat, ist sehr aufwändig produziert. Es handelt sich um eine Co-Produktion von Steinbach Sprechende Bücher mit dem Schweizer Radio DRS1 und dem SFB.
Der komplette Roman wird von unterschiedlichen Sprechern (u.a. Franziskus Abgottspon, Franz Matter, Daniel Reinhard, Walter Baumgartner) mit verteilten Rollen gelesen. Durch entsprechende Intonation wird eine Atmosphäre geschaffen, die die Geschichte des Krimis deutlich unterstützt.
Der Hörer wird zum Einen durch die von Dürrenmatt entworfene Handlung, zum Anderen durch die gut agierenden Sprecher von Beginn der ersten CD bis zum Ende der vierten CD in den Bann gezogen. Es fällt schwer das Hören zu unterbrechen, da die aufgebaute Spannung ein komplettes Anhören des gesamten Kriminalromans zu fordern scheint.
Die Aufteilung der einzelnen CDs ist so gestaltet, dass jedes Kapitel seinen eigenen CD-Track bekommt. Bei längeren Kapiteln wird eine Unterteilung des jeweiligen Kapitels vorgenommen. Somit hat der Hörer immer die Möglichkeit eines Wiedereinstieges in die Geschichte ohne lange mit Hilfe des Vorlaufs suchen zu müssen.
Auf Soundeffekte und Musik wurde bei der Produktion des Hörbuches komplett verzichtet.
Das Titelbild zeigt ein zerbrochenes Fenster, hinter welchem sich eine Landschaft mit Bäumen befindet. Das Glas des Fensters scheint gerade in diesem Moment zersprungen zu sein, die Scherben fliegen noch durch die Luft.
Das Bild hat den Titel „Der Schlüssel der Felder“ und stammt von Rene Magritte.
 
Resümee/Abschlussbewertung mit Schulnoten :
Allein schon die diesem Kriminalroman zu Grunde liegende Thematik ist es wert, dieses Hörbuch einmal zur Hand zu nehmen, wenn man auf das Lesen des entsprechenden Buches verzichten möchte. Das Hörbuch selbst bietet dem Hörer eine sehr gute Umsetzung des von Dürrenmatt geschriebenen Buches. Wie schon oben angemerkt, lassen die Sprecher eine Atmosphäre entstehen, die den Hörer bis zur letzten Minute mitreißen.
Die immer wieder neu auftauchenden Wendungen in dieser Geschichte bringen dem Hörer einen wirklich guten Krimigenuss. Zudem hilft das Hörbuch, wie auch das Buch selbst einen Zugang zur Thematik zu finden, wodurch sich auch ein Einsatz in der Schule anbietet.
 
Ein lohnenswertes Hörbuch dem ich eine 2+ geben möchte.
 
Hörspiegel-Skala:
1. Story
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Michael Brinkschulte, © 2003 Der Hörspiegel )