Hörspiegel-Meinung (ste):
Ganz harmlos beginnt Friedrich Dürrenmatt
seine Geschichte „Grieche sucht Griechin“. Ein Kauz, ledig, mit jeder Menge
Eigenarten (darunter z.B. eine moralische Top-Ten-Liste von Persönlichkeiten,
die der schätzt), lernt eine junge Frau kennen. Das alles über
eine Zeitungsannonce mit dem simplen Text „Grieche sucht Griechin“. Doch
als die beiden sich näher kennen lernen und ausgehen, geschehen urplötzlich
seltsame Dinge im Leben den Kauzes. So wird er befördert, von seinen
moralischen Vorbildern gegrüßt, eine Villa wird ihm geschenkt
u.a. Auf der Suche nach Antworten und im Fragezeichendschungel des eigenen
Unverständnisses gibt sich der Protagonist selbst auf und dreht sich
charakterlich, menschlich und moralisch um 180°.
Dürrenmatts Erzählung ist unglaublich
schräg und nicht zu vergleichen mit seinen kriminalistischen Storys.
Dies hier hat sehr viel gemein mit der satirischen Film-Groteske „Brazil“.
Man muss wirre Gedankensprünge und
groteke Story-Wendungen mögen, damit einem „Grieche sucht Griechin“
mit der Zeit nicht zu „abgefahren“ wirkt. Besonders am Ende greift Dürrenmatt
in die surrealistische Trickkiste. Ein Doppel-Ende verwirrt den Hörer
dann vollends.
Man merkt, wie viel Freude der Autor daran
hat, den Leser / Hörer vor unglaubliche Gegebenheiten zu stellen.
Die Steigerung dieser verwirrenden Elemente nimmt stetig zu, bis zum Feuerwerk
am Schluss.
Erzählt wird „Grieche sucht Griechin“ von Wolfgang Höper. Er löst diese Herausforderung sehr gut.
Dürrenmatt mal anders. Schräg,
humorvoll, bitterböse und gesellschaftskritisch.
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |