Friedrich Dürrenmatt
"Grieche sucht Griechin"

©  Steinbach Sprechende Bücher
Rückentext:
"Grieche sucht Griechin" so lautet die Heiratsannonce, die dem biederen Buchhalter Archilochos in einer westeuropäischen Stadt zu einer bezaubernden Frau und einer märchenhaften Karriere verhilft. Überraschend Einsichten eröffnen sich ihm auf seinem Weg.

Hörspiegel-Meinung (ste):
Ganz harmlos beginnt Friedrich Dürrenmatt seine Geschichte „Grieche sucht Griechin“. Ein Kauz, ledig, mit jeder Menge Eigenarten (darunter z.B. eine moralische Top-Ten-Liste von Persönlichkeiten, die der schätzt), lernt eine junge Frau kennen. Das alles über eine Zeitungsannonce mit dem simplen Text „Grieche sucht Griechin“. Doch als die beiden sich näher kennen lernen und ausgehen, geschehen urplötzlich seltsame Dinge im Leben den Kauzes. So wird er befördert, von seinen moralischen Vorbildern gegrüßt, eine Villa wird ihm geschenkt u.a. Auf der Suche nach Antworten und im Fragezeichendschungel des eigenen Unverständnisses gibt sich der Protagonist selbst auf und dreht sich charakterlich, menschlich und moralisch um 180°.
Dürrenmatts Erzählung ist unglaublich schräg und nicht zu vergleichen mit seinen kriminalistischen Storys. Dies hier hat sehr viel gemein mit der satirischen Film-Groteske „Brazil“.

Man muss wirre Gedankensprünge und groteke Story-Wendungen mögen, damit einem „Grieche sucht Griechin“ mit der Zeit nicht zu „abgefahren“ wirkt. Besonders am Ende greift Dürrenmatt in die surrealistische Trickkiste. Ein Doppel-Ende verwirrt den Hörer dann vollends.
Man merkt, wie viel Freude der Autor daran hat, den Leser / Hörer vor unglaubliche Gegebenheiten zu stellen. Die Steigerung dieser verwirrenden Elemente nimmt stetig zu, bis zum Feuerwerk am Schluss.

Erzählt wird „Grieche sucht Griechin“ von Wolfgang Höper. Er löst diese Herausforderung sehr gut.

Dürrenmatt mal anders. Schräg, humorvoll, bitterböse und gesellschaftskritisch.
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2004 Der Hörspiegel )