Anthony Burgess
"Clockwork Orange
(Uhrwerk Orange)"

© 2005 Der Hörverlag
Rückentext:
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Hörspiegel-Meinung (ste):
Der Film „Clockwork Orange“ von Stanley Kubrick sorgte bei seiner Veröffentlichung für Aufsehen. Die einen Kritiker liebten ihn wegen seines künstlerischen Anspruchs, die anderen zerrissen ihn in der Luft auf Grund der zahlreichen Sex- und Gewaltszenen. Fakt ist: 1971 machte der Film und der dahinter stehende Science-Fiction-Gesellschafts-Alptraum-Stoff von sich reden.
Die Buchvorlage lieferte Anthony Burgess. Sein Roman dient auch als Grundlage für das bei nun bei D>A<V pocket erschienene Hörspiel des mdr aus dem Jahre 1995 mit gleichnamigem Titel.

Der Inhalt ist derselbe wie immer: Eine Truppe jugendlicher Gewaltverbrecher (heute würde man sie „Gangs“ nennen), macht die Straßen und Häuser unsicher. Als ihr Anführer geschnappt wird, wird er verurteilt. Im Gefängnis bietet man ihm eine neue Art der Therapie an. Seine Teilnahme am Experiment schenkt ihm die Freiheit. Doch das Experiment hat schlimme Folgen für ihn. Das Blatt wendet sich, und er wird vom Täter zum Opfer.
Das Besondere: Die Geschichte spielt in einer Zukunft, die eigentlich von Stil her Vergangenheit ist. In Kubricks Film wird das deutlich: 70er-Jahre-Tapeten, 60er-Outfit. Eine Sprache zwischen Englisch und Russisch wird gesprochen, und stets ist der Ausdruck auch bei den Jugendbanden gehobenen Niveaus.

Gerade das Optische an „Clockwork Orange“ machte es zum Erfolg. Das Hörspiel muss darauf nur leider verzichten. Und die – noch so futuristisch gemeinten – Sounds helfen nicht weiter. Vielmehr erscheint die Sprache der Akteure anstrengend, und wo man sich im Film an Mimik und Gestik festklammern konnte, fehlt diese Rettungsleine bei der Audioproduktion.

„Clockwork Orange“ ist meines Erachtens ein Stoff, der nur äußerst schwer in ein Hörspiel umzusetzen ist. Das vorliegende Hörspiel schafft dies nicht überzeugend. Zu viel geplante Kunsthaftigkeit. Hieran kann auch ein in einer Nebenrolle überzeugend agierender Winfried Glatzeder nichts ändern.
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2005 Der Hörspiegel )