Hörspiegel-Meinung (ste):
Ein sehr außergewöhnliches
Hörbuch erhielt ich vom Label „Eskapis“.
„Hinter den Türen“ ist ein Musik-Hörbuch
nach dem gleichnamigen Roman von Martin Beyer, welcher sich zweier verschiedener
Ursprünge bzw. Inspirationsquellen bedient. Zum einen fungiert die
„Krabat-Sage“ als Story-Lieferant. Darüber hinaus spielen zahlreiche
Story-Elemente der Band „Janus“ in Beyers Story eine Rolle. Als „Janus“-Hörer
habe ich viele Textstellen aus den Alben „Vater“ und „Schlafende Hunde“
wortwörtlich wiedergefunden. Z.B.: „Es war liebe auf den ersten
Blick, auf den letzten Blick, auf jeden Blick, Dolly“ (aus dem Song „Lolita“).
Es gibt einen Eissee („Unter dem Eis / „Kommt herunter“) und blonde
Locken („Der Flüsterer im Dunkeln“). Nun ja, man freut sich, die Parallelen
zu erkennen, wenn man Janus mag. Denjenigen, die die Band nicht kennen,
wird dies nicht weiter auffallen.
Die Story an sich ist recht einfach gehalten:
Junger Mann zieht durch die Lande, trifft seine Liebe. Geht aber nicht
gut. Er findet dann Halt bei den Gesellen einer Mühle. Hier wird es
leicht Potter-mäßig (Zauberschule). Das Ende der Story ist offen.
Alles in allem bin ich nicht so überzeugt, weil sich kein roter Faden
zeigt, und die Moral erst durch das letzte Story-Element (die Mühle)
eingeschleust wird. Ich kenne allerdings auch die „Krabat“-Sage nicht,
somit kann ich nicht sagen, welche Elemente von Martin Beyer sind, und
welche aus der Sage stammen.
Martin Beyer ist übrigens auch der
Hauptsprecher des Hörbuches. Hier liegt meines Erachtens das große
Manko der Produktion. Während Lars Camping als "Zwischendurch"-Erzähler
eine befriedigende Leistung abliefert, so ist Beyers Ausdrucksweise und
Betonung stark gewöhnungsbedürftig. Jeder 2. Satz klingt gleich
betont, egal ob gerade Gefahr, Liebe oder Angst im Vordergrund stehen.
Ich kam mir stellenweise vor, wie bei einer Esoterik-CD, bei der mir der
Sprecher sagt, ich solle meine Augen schließen und mir vorstellen,
ich säße auf einer grünen Wiese. Um mich herum fliegen
Schmetterlinge. Will heißen: Martin Beyer spricht so schwärmerisch
und auch leicht säuselnd, dass sich kaum Atmosphäre einstellt.
Die wird hauptsächlich durch die akustischen Gitarrensounds von Gerald
Kubik erzeugt, die durchgehend zu hören sind. Das macht das Hörbuch
dann wieder sehr angenehm und hörenswert. Wer überlegt, sich
dieses Musik-Hörbuch anzuschaffen, dem empfehle ich ein Probe-Ohr
zu riskieren. Denn der Sprecher ist sehr sehr außergewöhnlich.
Mein Fall ist er z.B. überhaupt nicht. Ist vielleicht Geschmackssache.
Die Aufmachung ist hingegen etwas ganz
Besonderes: Eine bedruckte Pappschachtel (kein DigiPak!), darin ein Infoblatt
und die CD. Sehr interessant gemacht. Übrigens ist die Coverillustration
von Oliver Schlemmer, seines Zeichens Stammgrafiker von „Janus“.
Und so bin ich hin- und hergerissen und
kann bei der Skala von „sehr gut“ über "Mittel" bis hin zu „überhaupt
nicht gut“ in den einzelnen Bereichen fast alles vergeben. Ich würde
mir wünschen, dass Eskapis das Niveau von Aufmachung und Soundtrack
beibehalten, alles andere ist meiner Meinung nach relativ leicht zu verbessern.
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |