Hörspiegel-Meinung (ste):
Mitte des 19. Jahrhunderts: Der Kaufmann
Hervé Joncour reist dann und wann nach Japan, um die teueren und
in Europa äußerst begehrten Eier von Seidenraupen zu erstehen.
Doch Seide ist nicht alles, was ihn nach Japan lockt. An der Seite seines
japanischen Geschäftspartners sieht er ein bezauberndes Mädchen,
das nicht asiatischen Ursprungs ist. Doch sie schweigt, und nur ihre Blicke
treffen sich.
Von Reise zu Reise entwickelt sich somit
eine wortlose aber traumreiche Liebesgeschichte... ohne auch nur ein einziges
Wort. Doch Jancours Frau daheim ahnt, dass Hervé sich verliebt hat.
Er erhält einen geheimnisvollen Brief mit unbekannten Schriftzeichen.
Er lässt ihn sich übersetzen. „Wenn Sie nicht wiederkommen, sterbe
ich.“
Alessandro Bariccos Roman "Seide" hat
mich gefesselt wie kaum ein anderer. Baricco versteht es, jede der von
ihm beschriebenen Situationen und Ortschaften gleichzeitig so real wie
traumverschleiert darzustellen. Besonders die sinnlichen Beschreibungen
der Berührungen jener stummen Unbekannten und der erotische Brief
der vermeintlichen Geliebten haben hypnotisierende Wirkung.
Einen nicht unerheblichen Beitrag zu der
sehr dichten Fernweh- und Traum-Atmosphäre der Erzählung trägt
Sprecher Christian Brückner bei. Ein Ass, das sich nicht scheut, auch
längere Sprechpausen als rhetorisches Mittel einzusetzen. Hervorragend!
„Seide“ von Alessandro Baricco ist so
unverblümt schön wie traurig, so grausam wie erotisch und so
überraschend wie erschreckend. „Seide“ – ein Hörbuch mit trancehafter
Suchtwirkung!
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |