Paul Auster
"Das Buch der Illusionen"

© Ullstein Hörverlag
Rückentext:
Professor David Zimmer ist ein gebrochener Mann, seit seine Frau und seine Kinder bei einem Flugzeugabsturz uns Leben kamen. Nur die Arbeit an der Biographie eines seit sechzig Jahren verschollenen Stummfilmkomikers namens Hector Mann erhält ihn am Leben. Als plötzlich eine junge attraktive Frau vor seiner Tür steht und behauptet, Mann sei noch am Leben und wolle ihn sprechen, nimmt Zimmers Leben eine radikale Wende.

Hörspiegel-Meinung (ste):
David Zimmer, der kürzlich seine Frau und seine Kinder verloren hat, findet Trost in der Arbeit an einer Biographie, die er über den Stummfilm-Schauspieler Hector Mann schreibt. Mann ist nicht bekannt, und so ist Zimmers Buch das einzige seiner Art. Passagenweise wird aus Manns komischen Filmen und seinem tragischen Leben berichtet, bis zu dessen Tod. Doch plötzlich erhält Zimmer eine unglaubliche Nachricht. Hector Mann lebe noch immer, unter falschem Namen. Er liege im Sterben und wolle Zimmer auf Grund seines Buches sehen. Der Überbringer der Nachricht: Die Tochter eines ehemaligen Kameramanns von Manns Filmen. Auf dem Weg zu Hector berichtet sie über die Jahre aus Manns Leben, die keiner kennt. Und Mann hat ein weiteres Geheimnis: Zusammen mit seiner Frau hat er zahlreiche Filme gedreht, die niemand je zu Gesicht bekommen hat. Zimmer soll dieses Privileg haben. Die Herausforderung: Die Filme müssen vernichtet werden, sobald Hector stirbt, keiner soll sie danach mehr sehen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn es steht schlecht um Hector Mann.

Paul Auster vollbringt hier ganz Phantastisches: Er kreiert eine Biographier über einen Menschen, rekonstruiert das Leben eines fiktiven Charakters, und zu keiner Zeit wagt man als Hörer daran zu zweifeln, dass es Hector Mann tatsächlich gab. Man fühlt sich unweigerlich gezwungen, auf eigene Faust mehr über Mann und seine Filme (die teilweise sehr gut beschrieben und wiedergegeben werden) heraus zu finden, sie sich einmal anzusehen. Und so schafft Paul Auster eine Kombination aus Drama, Biographie, Liebesgeschichte und Dokumentation, das ganze in einer spannend kriminalistischen Schlussphase ausklingend. Mit vielen Tempowechseln ist dieses Hörbuch überaus interessant, aber auch mindestens genauso anspruchsvoll.

Hans Peter Hallwachs liest „Das Buch der Illusionen“. Der Schauspieler schafft eine lebensnahe Interpretation und verleiht David Zimmer einen sowohl resignierten als auch hoffenden Charakter, allein durch seine Betonung und Stimmvariation. Eine sehr gute Sprecher-Wahl.

„Das Buch der Illusionen“ weiß zu überraschen. Gerade das Ende stellt eine starke Wende dar, und es gelingt Auster, das Buch ebenso finster wie positiv ausklingen zu lassen. Sie glauben nicht, dass das geht? Hören Sie es sich selbst an und lassen Sie sich faszinieren von Hector Manns Leben und seinen Filmen.
 
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2004 Der Hörspiegel )