Ingo Appelt
"Superstar"

© 2005 WortArt
Rückentext:
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Hörspiegel-Meinung (ste):
Ingo Appelt - von den einen verpönt und gehasst, von den anderen geliebt.
Warum polarisiert dieser Comedian das Publikum? Liegt es an seiner offenen Art, mit allen erdenklichen sexuellen Dingen umzugehen? Liegt es an seiner Fähigkeit, andere Leute ohne Umschweife aus dem Stehgreif zu beleidigen? Oder ist es sein Talent, Sprüche, Gags und Witze auf Kosten anderer zu machen, die ihr Ziel ausschließlich unter der Gürtellinie finden?

Oh, das klingt jetzt aber kritisch, höre ich Sie sagen. Dann lassen Sie mich hinzufügen, dass mir Appelts aktuelles  Programm „Superstar“ recht gut gefällt. Es gibt viele Höhepunkte (z.B. das Thema „Entbindung“), einige Tiefen. Letztere haben meistens mit Appels Egozentrik zu tun. Auch das „Pimmelchen“ gehörte nie zu meinen Favoriten. Zwar distanziert er sich bisweilen scherzhaft von seiner früheren Kampagne „Ficken“, doch das eigentliche Motto ist das gleiche geblieben: Lacher provozieren mit Hilfe einer klaren Sprache und unverblümten Schmuddel-Themen. Auch Behinderte und Kranke müssen dran glauben, das ist natürlich Geschmackssache. Sicherlich nichts für Moralapostel, aber als jemand, der auch schon mal über Moral und Co. hinwegsieht, fand ich das doch ganz witzig hier und da. Zum Beispiel die Sache mit dem "Mitleidsgrandprix". Brüller! Appelts Songs sind so lala, man kennt sie ja stellenweise schon aus dem TV. Der Bonustrack hingegen im schicken 20er-Jahre-Sound (à la Max Raabe und Co.) weiß zu gefallen.

Ich finde das Programm und die CD dazu in Ordnung, besser als die anderer Comedians, auch wenn Ingo Appelt hier und da ein wenig über das Ziel hinaus schießt und ins Platt-Alberne abdriftet. Außerdem erwarte ich von jemandem wie ihm, der seit Jahren im Geschäft ist, ein bisschen mehr Abwechslung und Überraschung. So etwas wie hier und da wiederkehrende Gags (Dieter Nuhr kann das z.B. sehr gut) finde ich in diesem Programm nicht. Eine Alternative zu Appelt für denjenigen, der bissige Sprüche mag, aber auf ein etwas gehobeneres Niveau zurück greifen möchte: Hagen Rether und sein Programm "Liebe", auf CD ebenfalls bei Wortart erschienen.
 

Hörspiegel-Skala:
BEWERTUNG
 (Nico Steckelberg, © 2005 Der Hörspiegel )