Yuki Kajiura
"Fiction" (Album) /
"Noir" (Original Soundtrack)

© 2004 Edel Records
Hörspiegel-Meinung (ste):
Die Musikerin Yuki Kajiura wurde in Deutschland geboren, kehrte mit ihren Eltern nach Japan zurück und erreichte mit ihrer Musik große Erfolge. Und wenn ich mir ihre Musik so anhöre, kann ich das gut nachvollziehen.
Nun erscheinen zeitgleich zwei Alben von Yuki Kajiura bei edel auch in Deutschland. Und das zur Freude der deutschen Anime-Fans. Denn Kajiura ist eine der führenden Anime-Soundtrack-Komponistinnen.

Was ist an japanischer Popmusik nun besonderes? Wahrscheinlich, dass man als westlicher Hörer sehr positiv überrascht sein wird, wie viele westliche Einflüsse sich in Yukis Songs finden.

Werfen wir zunächst einen Blick auf und riskieren wir ein Ohr in Yukis erstes Solo-Album „Fiction“. Die gesamte Bandbreite wird hier sehr schnell klar. Angefangen mit einem Opener à la 80er-Jahre Pop-Song im 90er-Jahre Soundgewand à la Blackmore’s Night mit einem klassischen „Unendliche Geschichte“-Flair. Auch der zweite Song weiß zu überzeugen: „Cynical World“ beginnt mit orchestraler Perkussionierung, dazu mehrspuriger weiblicher Frauengesang à la Clannad oder Loreena McKennitt. Plötzlich gesellen sich elektronische Rhythmen hinzu, ganz dumpf, ganz leise. Und dann: Überleitung zu einer bombastisch rockigen Instrumentierung mit E-Gitarre und pulsierendem Bass. Als nächstes folgt ein verträumtes, mittelalterlich folkloristisch anmutendes Akustikstück mit Gitarre und Mandoline. Progressiv geht es im Titeltrack „Fiction“ zu... und von Lied zu Lied merkt man, dass sich immer wieder neue Welten auftun, und dass die Bandbreite der Yuki Kajiura eine enorm breite ist. Ein Anspieltipp sei auch das letzte Lied des Albums: „Salva nos“. Klassisch anmutender Gesang mit weinenden Streichern, dann ein Donner und weiter geht es im modernen Rhythmus. Wer den Film „Das Fünfte Element“ gesehen hat, wird sich beim Hören dieses Songs an eine bestimmte Szene erinnern.
Die Gesangssprache von „Fiction“ ist weitestgehend Englisch, teilweise auch Latein.

Zeitgleich zum Soloalbum „Fiction“ erscheint der Soundtrack zur Anime-Serie „NOIR“, ebenfalls aus Yuki Kajiuras Musikschmiede. Die Songs sind größtenteils jedoch ohne Lead-Gesang. Aber auch instrumentaql wissen Kajiuris Kompositionen zu überzeugen. Immer wieder ist die typisch japanische Süffigkeit und Sehnsucht in den Melodien zu hören. Aber kitschig, nein, kitschig wirkt es nie. Organische Instrumente und atmosphären vergangener Zeiten werden hier mit modernen Sounds vermischt. Somit erlaubt auch das Soundtrack-Album einen interessanten Einblick in die aktuelle japanische Pop-Musik-Szene.

Meine Empfehlung: Auch wenn Sie sich nie für japanische Musik interessiert haben, sollten Sie einmal in "Fiction" hineinhören. Die Songs sind westlicher, als Sie vielleicht denken. Der Soundtrack zu "Noir" sei den Fans der Serie empfohlen, denn die gesungenen Lieder befinden sich ebenfalls auf dem Album. Allerdings entgehen Ihnen tolle Melodien, wenn Sie Ihr Augenmerk ausschließlich auf das Album lenken. Was soll ich also raten? Beide anhören, und sich überzeugen lassen.

Mich jedenfalls hat Yuki Kajiura von ihrer Vielseitigkeit und ihrem Einfallsreichtum überzeugt.
 

Hörspiegel-Skala:
BEWERTUNG
 (Nico Steckelberg, © 2004 Der Hörspiegel )