Live-Bericht
Essen, 28.09.2006
von Michael Brinkschule

Ein Livehörspiel der Lauscherlonge im Stil der „Drei ???“, dass klang gut und ich war sofort Feuer und Flamme. Welcher Termin passt? „Essen“, okay, also dort in die West Stadthalle. Leichter gesagt als getan, denn dem Genuss des Hörspiels stand der dichte Verkehr im Weg. Doch allem zum Trotz schaffte ich es aus dem Sauerland pünktlich in Essen zu sein. Dort stellte sich dann das Problem des Parkplatzes, aber auch diese Hürde war schnell genommen und ab gings in die West Stadthalle. Dort zeigte sich, dass nicht wenige dem Ruf der Lauscherlonge gefolgt waren. Der Vorraum war gut gefüllt, rund um den Stand der Lauscherlounge hatte sich eine Menschentraube gebildet, und auch in der Halle selbst saßen und standen schon viele Hörspielfans.

Im Halbkreis um die Bühne hatte man, den gesamten Platz gut ausnutzend, mehrere Reihen Stühle gestellt, die jedoch nicht ausreichten. Einige Besucher begannen damit sich aus der Gaststätte der Halle Barhocker zu holen, um überhaupt noch einen Sitzplatz zu bekommen. Da für diese zusätzliche Bestuhlung nur Platz in den Gängen frei war und diese als Fluchtwege frei bleiben mussten, wurde seitens der Organisatoren eine schnelle Entscheidung getroffen und die Empore, die in fünf Meter Höhe die Halle umgibt, wurde geöffnet.

Auf der Bühne, deren Hintergrund in schwarz mit kleinen Lämpchen wie ein Sternenhimmel gestaltet war, war ein schlichter Aufbau zu erkennen. In der Mitte standen sechs Mikrophonständer, hinter diesen mit einen Abstand von einigen Metern eine Reihe von sechs Stühlen. Rechts standen Keyboards, auf der linken Seite war ein Arsenal von Gegenständen zu sehen, die dem Geräuschemacher gehörten.

Dieser Aufbau war eben so schlicht, wie praktisch und dies wurde dem Publikum nach Beginn schnell bewusst.
Oliver Rohrbeck (dt. Stimme von u.a. Ben Stiller) betrat die Bühne und stellte die, nacheinander die Bühne betretenden, Beteiligten dieses Abends vor. Die Bühne betraten neben Geräuschemacher und Musiker:

David Nathan (dt. Stimme von u.a. Johnny Depp), Thorsten Michaelis (dt. Stimme von u.a. Wesley Snipes, Melanie Pukass (dt. Stimme von u.a. Halle Berry), Detlef Bierstedt (dt. Stimme von u.a. George Clooney), Erich Räuker (dt. Stimme von u.a. Richard Dean Anderson).

Dieser Aufmarsch bekannter Sprecher ließ das Publikum in Beifallsstürme verfallen. Als der Applaus verklang, wurde das Licht gedimmt und das Spiel begann. Mystisch und spannend wurde der Hörer/Zuschauer in die Geschichte um den Grafen Darcula hineinversetzt. Die bekannte Geschichte begann, wobei die Sprecher die folgenden Rollen übernahmen:

Torsten Michaelis: Dracula
David Nathan: Jonathan Harker
Detlef Biersted: Professor van Helsing
Oliver Rohrbeck: Dr. Seward und weitere Nebenrollen
Melanie Pukass: alle weiblichen Rollen
Erich Räuker: Kapitän und weitere Nebenrollen

Die Sprecher machten ihren Namen alle Ehre und boten ein interessantes Erlebnis, bei welchen dem Zuschauer neben der facettenreichen Präsentation des jeweiligen Textes auch noch die umfangreiche Mimik der Sprecher auffiel.
Je nach Bedarf traten die Sprecher ans Mikrophon und lasen ihren Text. Dabei schien es, dass einige Sprecher versuchten, sich gegenseitig aus dem Konzept zu bringen und entsprechend mit Mimik agierten. Die Sprecher ließen sich allerdings kaum aus der Ruhe bringen.

Wie spontan die Sprecher auf Unvorhergesehenes von Aussen, also aus dem Publikum reagieren können, zeigte Melanie Pukass, die zwischen zwei Sätzen einer Zuschauerin erst einmal Gesundheit wünschte, als diese mitten in der Szene zu niesen begann. Ein weiteres komisches Highlight stellte die Reaktion Oliver Rohrbecks dar, der auf den Feind aller Sprecher, einen Frosch im Hals von Kollege Detlef Bierstedt, mit einem entsprechenden Soundeffekt aufwartete, den er seinem Laptop entlockte.
Das auch die Profis nicht immer Perfekt sind, zeigte ein Versprecher Detelf Bierstedts, der nicht nur zum Lachen des Publikums führte.

Nach einer knappen Stunde wurde, wie Oliver Rohrbeck es ausdrückte, um neues Blut zu tanken, eine kurze Pause eingelegt. Nach einer Viertelstunde ging es dann in alter Frische weiter.

Die Verfolgung Draculas auf der Flucht in seine Heimat und der Kampf bis zum Tod des Vampirs bildeten den Höhepunkt des Live-Hörspiels, welches um kurz vor 22 Uhr endete.

Der Zuspruch und die Begeisterung der Zuschauer war am stürmischen Applaus ablesen. Zwei Mal mussten die Sprecher nochmals auf die Bühne, um den Beifall entgegen zu nehmen. Danach verschwanden sie hinter der dunklen Bühne.

Das Publikum strömte anschließend aus der Halle in den Vorraum, in dem ein Stand der Lauscherlounge unter anderem eine CD des gerade live erlebten Hörspiels bot. Darüber Hinaus waren auch T-Shirts zum Event zu finden, die dem Fan die Erinnerung an diesen mehr als gelungenen Abend erleichtern.

Ein Hörspiel live zu erleben ist immer wieder großartig und die Ankündigung als „im Stil der Drei ???“ hat sich an diesem Abend bewahrheitet. Es bleibt die Hoffnung auf eine Wiederholung mit neuem Material. Das Publikum hat mit dieser Performance wieder Hunger auf mehr bekommen und will gefüttert werden.

(Logos und Illustrationen (c) Lauscherlounge, Fotos (c) Lauscherlounge / Der Hörspiegel 2006)