Score Hot

Nico Steckelberg   18. März 2017  
Score

Musik

Interpret/Band
Veröffentlichungs- Datum
17. März 2017
Format
CD
Anzahl Medien
1

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
6,0

Nachdem wir kürzlich Tina Guos neuestes Videogame-Album mit Fokus auf ihr Cello bei uns vorstellen durften, liegt nun bereits das nächste Werk mit ähnlicher Herangehensweise in den Startlöchern: Die beiden kroatischen Cellisten Luka Šulić und Stjepan Hauser alias 2CELLOS nehmen sich auf „Score“ beliebte Film- und TV-Klassisker vor die Brust und interpretieren deren Titelmusiken neu und für ihr Instrument abgestimmt.
 
Das funktioniert mal richtig gut, wie beispielsweise bei „Moon River“ aus „Frühstück bei Tiffany“ oder dem „Love Theme“ aus „Der Pate“. Überaus gelungen auch das Medley aus „Game of Thrones“. Es gibt jedoch auch Stücke, bei denen man sich nach dem Mehrwert fragt. Besonders in den Kompositionen von James Horner aus „Braveheart“ und „Titanic“ wirkt das Cello wie ein Fremdkörper, wenn es beispielsweise die gewohnte Flöte ablöst und mit seiner melancholischen Schwere die Melodie weiterführt, während die anderen orchestralen Arrangements unverändert auf keine Weise auf den Wechsel reagieren. 
 
Dem Fass wird der Boden ausgeschlagen beim Versuch, Vangelis‘ „Titles“ aus „Chariots of Fire“ neu zu arrangieren. Wo im Original das pointierte Klavierspiel wie ein leichtfüßiger Sportler durch die Takte hüpft, legt sich das Cello mit all seiner Schwere über die Komposition, verpennt dabei die richtige Betonung und Punktierung und nimmt den Stück jegliche Agilität. Du kannst eben nicht alles auf Cello bringen.
 
Zwei weitere Nachteile dieses Albums: Die Mischung ist gewöhnungsbedürftig. Ja, es geht hier um Cello-Stars. Aber deshalb muss ich es doch nicht bis knapp unter den Nerv-Punkt laut abmischen. Gleich der erste Track zeigt in den ersten Takten schon genau diesen auffälligen Nachteil. Und auch die zweite Enttäuschung wird gleich bei dem ansonsten sehr gelungenen Game of Thrones-Medley hörbar: Steigerungen werden nicht durch Variation im Spiel oder Arrangement erzeugt, Spannung entsteht durch Transposition. Passiert gleich zweimal bei „Game of Thrones“ und wirkt spätestens ab dem 2. Mal wie billige Effekthascherei.
 
Genug zu den Verbesserungsmöglichkeiten. Echt toll gelungen ist die Songauswahl! Verschiedene Filmepochen, Genres, Serien, da ist jede Menge Abwechslung im Spiel. Auch das Einspielen einzelner Soli lockert die Musik deutlich auf. 
 
Als Anspieltipps möchte ich „Game of Thrones“ und – meinen heimlichen Favoriten dieses Albums – Hans Zimmers „Theme“ aus „Rain Man“ empfehlen. 
 
Fazit: Es geht besser, aber „Score“ hat teilweise schon sehr gute Momente.

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