Batsu To Maru To Tsumi To

Batsu To Maru To Tsumi To Hot

Alina Jensch   26. November 2015  
Batsu To Maru To Tsumi To

Musik

Interpret/Band
Veröffentlichungs- Datum
09. Oktober 2015
Format
CD
Anzahl Medien
1

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
4,0

Wenn ich für den Hörspiegel über Musik aus Fernost schreibe, dann auch immer mit dem Anliegen den entsprechenden Künstler und seine Musik dem ganz normalen deutschen Rock-, Metal- oder einfach Musikhörer näher zu bringen und dazu beizutragen, dass Musik als universelles Medium über Kultur- und Sprachbarrieren hinaus verbindet.
Meine Besprechungen richten sich eben nicht an „eingefleischte J-Rock-Fans“, denn die sind selbst schon gut informiert und haben ihre eigenen Genre-Plattformen. Für mich – auch als Asienwissenschaftlerin – besteht die Mission darin Menschen mit Musik zusammenzuführen, auf die sie sonst nie aufmerksam geworden wären.

Umso schwieriger ist es dann diese Veröffentlichung des letzten Albums der japanischen Alternative Rocker RADWIMPS vor mir zu haben. In ihrer Heimat ist die Band aus Kanagawa sehr erfolgreich und heimste mit ihrem siebten Album „Batsu To Maru To Tsumi To“ unlängst Platin ein – das war 2013.
Mit zwei Jahren Verspätung erscheint die populäre Scheibe in Deutschland und wirft die Frage auf, an wen sich diese Veröffentlichung richten soll.
Die CD kommt nämlich ganz ohne Romaji (lateinische Umschrift), Textübersetzung oder sonstige Ergänzung und macht es somit Otto Normalhörer unmöglich außer des Bandnamens und der Nummern vor den Songs irgendetwas lesen oder verstehen zu können. Damit ein neues Publikum zu erreichen und auch noch CDs zu verkaufen ist schwer.
Und die bereits angesprochenen Fans japanischer Rockmusik können wahrscheinlich ebenso wenig damit anfangen, denn die kennen das Album schon seit Jahren.

Ein weiteres Problem, das „Batsu To Maru To Tsumi To“ daran hindert hier an die heimischen Erfolge anzuknüpfen liegt in der Musik an sich. RADWIMPS liefern hier 15 Songs mit einem bunten Mix aus Alternative, Indie, Rock und Pop mit Rapeinlagen und punkigen Elementen – durchaus auf Massentauglichkeit getrimmt –, aber der wahre Pfiff liegt in den Texten. Nehme man eine in gewisser Weise vergleichbare deutsche Band wie etwa Sportfreunde Stiller und frage sich, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass sich jemand auf der anderen Seite des Planeten, der kein Deutsch versteht oder eine Germanophilie hegt, eines ihrer Alben kauft... Da bedarf es dann doch eines gewissen Pionier-Faktors oder eines Nischengenres.
Das Songwriting ist recht abwechslungsreich, hält aber keine Überraschungen parat und läuft ein wenig auf das radiotaugliche Standardrezept hinaus. Für meinen Geschmack sind außerdem zu viele Balladen auf dem Album enthalten, was das Ganze etwas weichspült. Immerhin weiß der Gesang zu beeindrucken und mit knapp 77 Minuten Spielzeit wurde die Kapazität des guten alten CD-Formats ordentlich ausgereizt.

Mit dem Zeitpunkt und der Machart dieser Veröffentlichung wird RADWIMPS hier kein Gefallen getan. Schade.

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