Stockholm Ost Hot

Nico Steckelberg   23. Februar 2013  
Stockholm Ost

Rückentext

Als Johan auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit ein Kind überfährt, bricht für den Mittvierziger eine Welt zusammen, denn tragischerweise erliegt das kleine Mädchen Tove kurz darauf ihren Verletzungen. Überwältigt von Schuldgefühlen, stürzt Johan in eine Depression und wird arbeitsunfähig. Auch Anna, die Mutter des verunglückten Kindes, kann das schreckliche Geschehen nicht verwinden und flüchtet in eine Traumwelt, in der ihre Tochter noch am Leben ist. Durch Zufall begegnen sich Johan und Anna auf dem Stockholmer Ostbahnhof und freunden sich an. Nur Johan weiß um ihre schicksalhafte Verbindung, verschweigt Anna aber, dass er der Fahrer des Unglückswagens war. Anna hingegen spielt ihrer neuen Bekanntschaft vor, dass ihre Tochter noch am Leben ist – und verliebt sich in Johan. Es entwickelt sich eine leidenschaftliche Liebesgeschichte unter schlechtesten Voraussetzungen: auf der Basis einer Lüge und unter dem Schatten der Vergangenheit. Die skandinavischen Kinostars Mikael Persbrandt und Iben Hjejle brillieren in den Hauptrollen dieses in satten Farben schwelgenden Melodrams, dem es trotz seiner ungewöhnlichen Handlung auf faszinierende Weise gelingt, eine berührende Liebesgeschichte zu erzählen und die Mechanismen der menschlichen Trauerbewältigung offenzulegen.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
8,0
Atmosphäre 
 
9,0
Darsteller 
 
10,0
Soundtrack 
 
8,0
Aufmachung/Extras 
 
6,0
Gesamtwertung 
 
8,2

Johan und seine Frau stehen mitten im Leben und führen eine glückliche Ehe. Als Johan ein Mädchen überfährt, gerät ihr Leben aus den Angeln. Wenngleich Johan vom Vorwurf grober Fahrlässigkeit und somit von einer Strafe freigesprochen wird, leidet er unter Depressionen. Unter einem Vorwand sucht er das Gespräch mit Anna, der Mutter des verstorbenen Mädchens. Auch ihre Ehe ist seit dem Unfall nicht mehr das, was sie vorher war. Anna spielt Johan vor, ihre Tochter lebe noch. Und er kann sich nicht überwinden, ihr zu offenbaren, dass er der Unfallverursacher ist und weiß, was mit der Kleinen passiert ist. Beide verlieben sich in einander und beginnen ein Verhältnis miteinander. Ein Verhältnis, das auf nicht erzählten Wahrheiten und großen Geheimnissen aufbaut.

„Stockholm Ost“ ist der Name des Bahnhofs, an dem sich Johan und Anna erstmals treffen und von wo aus sie täglich mit der Bahn nach Hause fahren. Es ist ein wichtiger Ort im Film, und so ist er als Filmtitel gut gewählt. Dieses schwedische Filmdrama geht unter die Haut. Es ist bewegend, traurig und gleichzeitig sehr schön. Es gibt viele Wenden und auch Tiefschläge. Normale Happy Ends sehen anders aus, und gerade das macht den Film noch einmal reizvoller. Die zentrale Aussage könnte lauten: Die Wahrheit kommt irgendwann ans Licht, aber egal wie schlimm sie ist, alles kann irgendwie bewältigt werden. Aber bis dahin ist es ein langer Weg.

Die Schauspieler, allen voran Mikael Persbrandt (bekannt aus „Verdict Revised“ und „Der Hobbit“) und Ibe Hjejle als Anna, ziehen den Zuschauer ins Geschehen und lassen ihn an den komplexen Gedankengängen und Entscheidungsherausforderungen teilhaben. Eine wahnsinnig gute Leistung. Der Soundtrack ist still und emotional ausgefallen und unterstreicht die Realitätsnähe des Films. Die Synchronisation weiß ebenfalls zu gefallen.

Fazit: Bewegendes Melodram mit sehr guter Besetzung und einer Story, die unter die Haut geht.

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