Die Pest Hot

Nico Steckelberg   08. Mai 2011  
Die Pest

Rückentext

Algerien um 1940: In der Hafenstadt Oran wütet die Pest, die Bevölkerung droht im Ausnahmezustand zu versinken. Keiner darf die Stadt verlassen, Hilfe von außen erreicht die Menschen nicht. Jeden Tag sucht sich die Krankheit neue Opfer, und einem unbestechlichen Richter gleich, macht sie weder vor den Hütten der Armen noch den Palästen der Reichen halt. Während die meisten der Bewohner in verzweifelter Lethargie verharren, vollbringt eine kleine Gruppe um den Arzt Rieux wahre Heldentaten. Einer der erfolgreichsten Romane der Nachkriegsliteratur – vom WDR opulent und mit herausragenden Sprechern neu inszeniert.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
9,0
Atmosphäre 
 
10,0
Sprecher 
 
9,0
Soundtrack 
 
9,0
Aufmachung 
 
9,0
Gesamtwertung 
 
9,2

In der algerischen Hafenstadt Oran geschehen merkwürdige Dinge. Eine unbekannte Epidemie lässt Tausende Ratten ans Tageslicht kommen und dort verenden. Als sich die Krankheit zunächst auf alte und schwache Menschen ausbreitet, wird den Verantwortlichen erst mit starker zeitlicher Verzögerung das Ausmaß der Katastrophe bewusst. Die Pest ist wieder da.

Albert Camus ist Literatur-Nobelpreisträger und hat in seinem Leben zahlreiche hochgelobte literarische Veröffentlichungen zu Papier gebracht, sein 1947 erschienener Roman „Die Pest“ zählt dazu. Es gelingt ihm, die Folgen einer tödlichen Epidemie und die Fehler, die in diesem Zusammenhang gemacht werden können, bildlich darzustellen. Nicht zu vernachlässigen ist die menschlich-emotionale Seite, mit deren Hilfe Camus die wissenschaftlichen Aspekte des Romans verständlich darstellt. „Die Pest“ darf man ohne Zweifel auch als emotionalisiertes Lehrstück zur Epidemiologie im Sinne der Public Health bezeichnen. Mit großem Spannungsbogen und allem, was sonst noch dazu gehört.

Der WDR hat die literarische Vorlage mit über 20 Sprechern auf 2 CDs inszeniert. Götz Schubert ist in der Hauptrolle als Dr. Bernard Rieux hervorragend besetzt. Er wirkt natürlich und authentisch. In weiteren Rollen sind zu hören Jürgen Tarrach, Felix Goeser, Wolf-Dietrich Sprenger, Horst Mendroch, Horst Bollmann, Jürgen Thormann und viele andere.

Der Soundtrack und die Atmos klingen originalgetreu. Man fühlt sich als stünde man selbst in den Gassen der algerischen Hafenstadt. Die musikalische Untermalung besteht weitestgehend aus dunklen Klavier- oder Synthesizer-Ambient-Tönen oder unheilvollen Streichern, man kann teilweise einen leichten Industrial-Touch erkennen. Die Pest wird durch ein durchdringendes hohes Saitenkratzen symbolisiert. Überaus unangenehm und plakativ – so wie es sein soll!

„Die Pest“ von Albert Camus ist auch als Hörspiel sehr gut gelungen. Eine bedrückende Stimmung, beinahe endzeitlich, beherrscht das Geschehen. Damit muss man klarkommen können, wenn man dieses Hörspiel genießen möchte. Wer sich darauf einlässt, genießt ein authentisches historisches Hörspiel mit guten Sprechern und einer authentisch-düsteren Stimmung sondergleichen.

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