Ann Granger
"Wer sich in Gefahr begibt"

© 2007 Lübbe Audio
Rückentext:
Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross
London, 1864: Die junge Lizzie tritt die Stelle der Gesellschafterin einer reichen Witwe an, die zugleich Elendsquartiere in einem der ärmsten Viertel der Stadt vermietet. Lizzie findet heraus, dass ihre Vorgängerin von einem Tag auf den anderen verschwunden ist. Angeblich sei sie mit einem Mann durchgebrannt. Doch als der Leichnam des Mädchens gefunden wird, beginnt Lizzie zu zweifeln. Sie erneuert ihre Bekanntschaft mit einem Freund aus Kindertagen: Benjamin, inzwischen Inspector bei der Polizei. Mit seiner Hilfe stellt sie Nachforschungen an und riskiert schon bald ihr Leben auf der Suche nach der Wahrheit über den Tod eines Mädchens, dessen Schicksal mit ihrem eigenen eng verbunden zu sein scheint – viel enger, als ihr lieb ist!

Hörspiegel-Meinung (ste):
Lizzie Martin ist 29 Jahre alt, Arzttochter und kommt aus der Provinz ins viktorianische London des Jahres 1864. Hier übernimmt sie nach dem Tod ihres Vaters die Stelle der Gesellschafterin ihrer Patentante. Sie macht Bekanntschaft mit den Personen, mit denen Ihre Tante verkehrt. Schon bald erfährt Lizzie, dass ihre Vorgängerin Opfer eines Mordes wurde. Lizzie forscht nach und kommt einem geheimnissvollen Fall auf die Spur. Nebenbei verliebt sie sich noch in den Polizeiinspektor Ben Ross, aus dessen Sicht weitere Teile des Romans erzählt werden.

Die verschiedenen Handlungsstrände der Story sind recht flach gehalten. Sei es die Liebesgeschichte oder die Kriminalerzählung. Die Charaktere wirken hölzern in ihren moralischen Begrenzungen, und dem Hörer erscheint es wie ein schwarz.-weißer Comic, so klar gezeichnet und eindeutig sind die Figuren. Dies ist für die Spannung nicht förderlich. Einzig die Atmosphäre des viktorianischen Londons versucht das Buch aus der Mittelmäßigkeit herauszureißen, schafft es aber nicht vollends.

Einziger Lichtblick: Die fantastische Katharina Thalbach als Sprecherin. Ihre Stimme passt sowohl zur 29-jährigen Lizzie als auch zu den fiesen männlichen Charakteren der Geschichte. Dennoch hätte eine Rollenverteilung auf einen weiteren (männlichen) Sprecher der Erzählung gut getan. Denn wenn aus der Perspektive eines Herrn erzählt wird, sollte man auch einen solchen als Sprecher wählen. Das hat Lübbe in der Vergangenheit ja auch schon öfter gemacht. Warum diesmal nicht, bleibt mir rätselhaft. Das Buch bietet sich geradezu hierfür an.

Das Hörbuch erscheint in einem DigiPak, das leider keinerlei Platz für ein Booklet lässt. Hierdurch bedingt, fällt das dennoch enthaltene Booklet stets aus dem Hörbuch heraus, sobald man es aus dem Regal nimmt.

Fazit: So wie es ist, stellt sich „Wer sich in Gefahr begibt“ als ein mittelmäßiger, historisch angesiedelter Kriminalroman dar, der lediglich durch die Handlungsorte und eine sehr gute Erzählerin besticht.
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2007 Der Hörspiegel )