Hörspiegel-Meinung (mj):
„Ein Samurai hat keinen Sex, er ist Sex!“
Das war es wohl, was ihn lockte, doch bevor er zu dieser Lektion schreiten
konnte, warteten viele andere auf ihn. Kaum in Tokio angekommen findet
er sich schon mitten in einer wilden, brutalen Verfolgungsjagd wieder.
Verletzt und erschöpft wird er von der schönen Naoko aufgenommen
und gerät unter die Fittiche ihres Vaters, der ihn zum Samurai schult
und drillt. Doch als Westeuropäer ist ein solches Training kaum zu
überleben...
Die Geschichte, die mehr eine große
Philosophie denn eine Geschichte ist, verzichtet direkt auf jegliche Hintergründe
und Vorgeschichten, geschweige denn, dass der Hörer darüber informiert
wird, was überhaupt passiert. Der Hörer wird vollkommen im Dunkeln
gelassen über Personen und Ort, nur spartanisch wird das wichtigste
erklärt oder beschrieben.
Viel wichtiger jedoch ist die erwähnte
Philosophie dahinter, das Eintauchen in die abstrakte und vielschichtige
Mentalität der Japaner und deren Elite.
Stilistisch eingesetzte Geräusche,
die quasi zum Soundtrack selbst werden, führen den Hörer durch
das anfangs sehr verwirrende Werk, ja selbst die Dialoge werden zum Soundtrack.
Wer dieses Werk und seinen Aufbau versteht,
wird von einer faszinierenden Welt gefesselt, die den Hörer immer
wieder zwischen der westlichen und der japanischen Welt hin und her werfen,
die eigentliche Story rückt dabei eher in den Hintergrund, besonders
bei den genial aufbereiteten „Sexszenen“ mit Naoko.
Die Sprecher des eigentlichen Werkes sind
gut gewählt, allein die ominöse Telefonfrau spricht die Rolle
erschreckend abgehackt und ausdruckslos, kommt aber glücklicherweise
nur sehr kurz vor.
Sehr zu empfehlendes Werk, besonders für
Freunde der Japanischen Mentalität.
„2D Samurai“ gewann den 1. Preis des Nachwuchs-Hörspielwettbewerbs
der Leipziger Buchmesse 2004.
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | |
2. Atmosphäre | |
3. Sprecher | |
4. Soundtrack | |
5. Aufmachung | |
ENDERGEBNIS (gerundet) |